Opern-Doppelabend mit Ravel

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Im Staatenhaus wurden am 19.10. „Die spanische Stunde“ und „Das Kind und der Zauberspuk“ gespielt. Beide Opern Ravels stehen nicht häufig auf den Spielplänen – zu Unrecht, wie die Kölner Aufführung nachdrücklich beweist!

© Paul Leclaire

 

Die Aufführung beginnt mit acht, in unterschiedlichen Tempi tickenden Metronomen – Merke! Es geht um Uhren. Auch die Bühne besteht aus einem riesigen Uhrwerk, sowie auch die gesamte Handlung, um die untreue Frau des Uhrmachers und ihr vergebliches Bemühen um ein Schäferstündchen mit ihrem Liebhaber, oft um Uhren und das Thema Zeit kreist.

Die Sänger erinnern mit ihren weiß geschminkten Gesichtern an Pantomimen und verstärken den Commedia dell’arte-Charakter des Stücks, mit seinen ironisch-witzigen Versteckspielen, die aber in dieser Inszenierung von Béatrice Lachaussée nie albern sind.

 

Die Verbindung zum zweiten Stück des Abends wird nur bedingt hergestellt; kurz vor dem Ende der „spanischen Stunde“ hüpft die Hauptfigur aus „Das Kind und der Zauberspuk“ kurz über die Bühne. Dann ist Pause. Auch das Bühnenbild ist anders, deutlich karger, gestaltet als zuvor. Diese Inszenierung lebt vor allem von den tollen Kostümen von Nele Ellegiers.

Bild für Bild wandert das ungezogene Kind durch eine märchenhafte Traumlandschaft und wird mit den Konsequenzen seines schlechten Betragens konfrontiert. Zum Schluss ist es dann (pädagogisch zweifelhaft) geläutert.

© Paul Leclaire

Fans großer Arien kommen hier nicht wirklich auf ihre Kosten, außer beim Gesang der zerbrochenen, chinesischen Teetasse. Einige Übermütige im Publikum wollten hier auch gleich Szenenapplaus loswerden.

Die Musik ist – wie immer bei Ravel – sehr fein eingesetzt; zumeist spielen nur kleinere Instrumentengruppen, sehr oft gibt es Solopassagen. Selten erklingt die Wucht des gesamten Orchesters.

Ravel zeigt sich in seinen Opern mit recht modernen Tendenzen. Eingängige Melodien und flirrende, typisch französische Eleganz – für die Ravel mit anderen stilbildend war – sind hier eher die Ausnahme. In „Die spanische Stunde“ pointiert die Musik oft ironisch das Geschehen – jedoch ohne Slapstick. In „Das Kind und der Zauberspuk“ wird der märchenhafte Charakter musikalisch untermalt, oft auch die Einsamkeit des Kindes.

Der musikalische Leiter François-Xavier Roth beweist sich wieder als Experte für französische Musik. Er widersteht der Versuchung, der Musik einen klischeehaften Esprit überzustülpen, sondern begeistert seine Musiker des Gürzenich-Orchesters für die kantigen, zum Teil spröden Klänge dieser beiden Opern.

 

Weitere Aufführungen gibt es noch am 23., 25. und 29. Oktober 2016.

 

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