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Fachkräftemangel und doch endlose Jobsuche – passt das?

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Arbeitslosigkeit ist ein alter Hut. Die überall herrschende Suche nach Personal sollte das Problem doch rein logisch lösen. Trotzdem scheint eine gute Stelle mit angemessener Bezahlung zu finden, schwieriger denn je.

An jeder zweiten Ecke heißt es „Mitarbeiter gesucht!“ Auch in den Medien hört man vom Fachkräftemangel. Ob in der Gastronomie, der Tourismus und Eventbranche, dem Krankenhaus, handwerklichen Berufen, der Schule oder dem sozialen Bereich. Es ist überall dasselbe. Es fehlen Fachkräfte. Für uns Studierende eigentlich ideal. Wer die Lauscher aufstellt, bemerkt aber schnell: So einfach ist es dann doch nicht. Denn am Ende muss man doch durch tausend Reifen springen, mehrere Interviews absolvieren und tausend Aufgaben erledigen, bis man dann schlussendlich doch eine Absage bekommt.  

Alles nur Einbildung?

Die deutschlandweite Arbeitnehmerstudie vom Unternehmen Robert Half, bestätigt, dass 60 Prozent der Menschen es heute schwerer empfinden einen geeigneten Job zu finden als früher. Die am häufigsten genannten Ursachen für die erschwerte Jobsuche sind weniger freie Stellen, ein langwieriger Bewerbungsprozess und schlechtere Rahmenbedingungen. Diese äußern sich in weniger Urlaubstagen, befristeten Arbeitsverträgen und weniger Zusatzleistungen. Außerdem haben sich laut den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen die Anforderungen seitens der Unternehmen geändert. Besonders schwierig empfinden Jüngere beziehungsweise Berufseinsteiger zwischen 18 und 24 die Jobsuche.

Überraschenderweise ist die aktive Jobsuche dennoch sogar bei unzufriedenen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen eher verhalten. Viele behalten lieber gewisse Vorzüge ihres Jobs – auch wenn unliebsam. Durch die Pandemie herrscht eine allgemeine Furcht vor Arbeitslosigkeit. Daher bleibt man dann doch lieber bei der sicheren Stelle, statt einen möglicherweise missglückenden Jobwechsel zu riskieren. Ein paar bemühen sich nicht mal um eine andere Stelle. Ist es also vielleicht doch nur ein Gefühl?

Die andere Perspektive

Marlene Pöhlmann, Managing Director bei Robert Half, äußert sich klar. Laut ihr sei die Situation am Arbeitsmarkt trotz des anhaltenden Fachkräftemangels in einigen Branchen verschärft. Das Gefühl der Arbeitnehmer- und Suchenden ergebe sich vermutlich aus der wirtschaftlichen Unsicherheit der Unternehmen die dementsprechend zu Maßnahmen wie befristeten Arbeitsverträgen und wenig Zusatzleistungen greifen müssten. Außerdem würden die Anforderungen an die Bewerber*innen, aufgrund der beschleunigten Digitalisierung und der zunehmenden Komplexität der Aufgaben, steigen. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hingegen „beobachtet in Deutschland keinen umfassenden Fachkräftemangel“. Sie räumt aber ein, dass die Nachfrage für Personal und „der Bestand gemeldeter offener Stellen weiter auf hohem Niveau“ ist.

Okay, aber jetzt mal Klartext

Arbeitnehmende sowie Arbeitgebende scheinen nicht wirklich zufrieden zu sein. Es ist beinahe als redeten sie ein wenig aneinander vorbei. Vielleicht haben ja beide recht. Der Arbeitnehmende beziehungsweise Arbeitsuchende muss sich auf gänzlich neue Fähigkeiten einstellen. Gleichzeitig will er das Gute der alten sowie das Gute der neuen Konditionen am Arbeitsplatz haben. Auf der anderen Seite ist der Arbeitgebende, der gucken muss, wo er bleibt. Er kann nur schwer alte Sicherheiten versprechen. Hinzu kommt, dass auch Arbeitgebende Newbies im „einfacheren“ Verfahren sind und noch dazulernen. Robert Half bestätigt, dass Firmen häufig nicht konkret wüssten, was sie genau bräuchten, wenn sie eine Ausschreibung aufsetzen. Alle Beteiligten müssen sich also auf die neue, veränderte und unsichere Situation einstellen. Nicht ideal, aber Schuldzuweisung bringt auch nichts.

Was können wir festhalten?

Für Arbeitssuchende, Karrierewechselnde und Studierende, die bald oder bereits jetzt ihre Fühler am Arbeitsmarkt ausstrecken, ist eins klar: Wer mithalten will, muss sich konstant weiterentwickeln. Egal ob es um persönliche, Weiterentwicklung im Onlinebereich oder der Fähigkeiten geht. Die Welt hat sich verändert und man muss sich den neuen Anforderungen anpassen. Zeitarbeitsverträge könnten als Chance gesehen werden verschiedene Berufsbereiche und / oder Berufe kennenzulernen. So wird man zum Allrounder. Arbeitgebende hingegen sollten das Bewerbungsverfahren tatsächlich schneller und einfacher machen und „Mindestanforderungen“ und „Nice to Have´s“ voneinander trennen. So würden mit Sicherheit weniger Arbeitssuchende gleich das Handtuch werfen. Dennoch gilt: Wer es nicht einmal versucht, hat schon verloren.

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