Leitung: Niklas Zahner

magazin@koelncampus.com

Flohmärkte, Second Hand Stores & Co. – welche Rolle spielt Nachhaltigkeit beim Kauf?

Verfasst von Lina Turns am

Es gibt sie schon ewig: Flohmärkte, Second Hand Stores oder digitale Plattformen auf denen Gebrauchtgegenstände und Kleidung an- und verkauft werden. Was früher vielleicht hauptsächlich eine Lösung für Familien mit wenig Geld war, scheint heute vor allem ein steigender Trend zu sein, um nachhaltiger zu leben.

Deutschlands Kaufverhalten: wie stehen wir zu Second Hand?

Laut einer Studie des Wuppertal Institut im Auftrag von eBay Kleinanzeigen liegen durchschnittlich 1.289 € an ungenutzten Gegenständen in jedem Haushalt herum. Acht von zehn Befragten verkaufen regelmäßig solche Gegenstände, weil sie hoffen, dass jemand anderes einen größeren Nutzen daraus ziehen wird und darin eine zusätzliche Einnahmequelle sowie einen positiven Effekt für die Umwelt sehen. Spitzenreiter der wiederverkauften Dinge sind Bücher und Kleidung. Der Second Hand Fashion Report 2020 von ubup, dem größten Online-Shop für Second Hand Kleidung zeigt, dass knapp 90 % der Befragten gebrauchte Kleidung kaufen, weil es gut für die Umwelt ist. Nachhaltigkeit ist damit der Hauptgrund Second Hand zu shoppen. Auf Platz zwei liegt der finanzielle Aspekt.

„Ich kaufe ab und zu gebrauchte Kleidung und Möbel über Online-Plattformen. Aber auch Second Hand Geschäfte mag ich gerne. Man findet coole Sachen, die andere nicht mehr brauchen, oder die ihnen nicht gefallen“, erzählt Jonas, Student der Universität zu Köln. Für ihn ist ebenfalls das Zusammenspiel aus Nachhaltigkeit und günstigen Preisen der Grund zu Gebrauchtwaren zu greifen: „Wieso sollte man was Neues kaufen, wenn jemand anderes was Gutes abgibt? Es muss nicht extra für mich produziert werden und die Sachen sind teilweise viel günstiger, als sie neu zu kaufen.“

Haben Second Hand Stores auch die Intention nachhaltig zu sein?

Matthias Scholl, Regionalleiter Süd-West der Oxfam Shops, erklärt: „Das Prinzip der Oxfam Shops lautet: Wir machen Überflüssiges flüssig. Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen verkaufen dort gespendete Kleidung, Haushaltsgegenstände, Bücher und vieles mehr für den guten Zweck. Die Gewinne fließen in Nothilfe- und Entwicklungsprojekte sowie die Kampagnenarbeit von Oxfam Deutschland e.V. Insofern steht der finanzielle Aspekt im Vordergrund“. Der erste Store wurde 1942 in Großbritannien von vier Engländern und einem Deutschen gegründet, um etwas gegen das Leid der Zivilbevölkerung im von Deutschland besetzten Griechenland zu unternehmen. Heute haben Nachhaltigkeit und Umweltschutz ebenfalls einen hohen Stellenwert: „Das Prinzip Secondhand ist per se nachhaltig“ erklärt Herr Scholl weiter, „Dinge, die von einem Menschen nicht mehr benutzt werden, wandern nicht in den Müll, sondern finden eine*n neue*n Besitzer*in. Das spart Ressourcen und schont die Umwelt.“

Darum solltest du mehr Second Hand kaufen

Durch den Kauf von Gebrauchtwaren sparen wir also nicht nur den ein oder anderen Euro ein, sondern auch CO2-Emissionen. Laut eines Reports des WWF produziert die Textilindustrie jährlich 62 Millionen Tonnen Kleidung (Stand 2015) und damit 1,7 Milliarden Tonnen CO2, Tendenz steigend. Kaufts du Second Hand Kleidung, wirkst du dem bereits entgegen. Da Gebrauchtware meist unverpackt ist, sorgt sie außerdem für weniger Müll. Neben den Einsparungen zum Umweltschutz gibt es aber noch zahlreiche weitere Gründe, sich mal nach den ausrangierten Schätzen Anderer umzusehen. Oftmals ist die Qualität besser, da neue Waren immer minderwertiger produziert werden – unsere Wegwerfgesellschaft will ja schließlich immer mehr und immer günstiger einkaufen. Stöberst du mal über den Flohmarkt oder den kleinen Second Hand Laden um die Ecke, findest du außerdem ausgefallene Einzelstücke, die eben nicht jeder hat. Damit unterstützt du nicht nur kleine Geschäfte und gemeinnützige Vereine, sondern entwickelst auch eine besondere Wertschätzung für einen Gegenstand oder ein Kleidungsstück und entfernst dich so Stück für Stück vom Konsumwahnsinn. Denk also beim Kaufen immer daran: es gibt keinen Planet B.

Quellen: Wuppertal Institut & Ebay Kleinanzeigen
Second Hand Fashion Report 2020, ubup
Matthias Scholl, Oxfam
WWF.ch

Bildquelle: Onur Bahcivan, Unsplash

Zurück zur Übersicht

Sag's weiter: