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Re: Wind | Blackbeard: Zum 300. Todestag einer Legende

Verfasst von Katharina Ded am

Ahoi, Mat-Rrr-osen und Landeier! Für die Piraten-Fans unter euch - so wie mir - gibt es einen besonderen Anlass zum Gedenken an einen der schillerndsten Seeräuber der Welt-, Kino-, und Literaturgeschichte: Der berühmt-berüchtigte Pirat Blackbeard wurde im November vor genau 300 Jahren im Kampf enthauptet und sein Leichnam über Bord geworfen. Der Legende nach soll Blackbeards toter Körper noch einige Runden um das Schiff gezogen haben, auf dem er hingerichtet wurde. Arr, mit der Lebensgeschichte Blackbeards kann Disneys Jack Sparrow aus der „Fluch der Karibik“ Filmreihe nicht mithalten. Hisst die Segel, es geht ins Piraten-Zeitalter!

(CC-0) MasterTux / pixabay.com

Wie alles begann...


Es sind nur wenige Belege über das Leben von Blackbeard vorhanden. Auch er hat klein angefangen. Forscher vermuten, dass Blackbeard unter dem Namen Edward Thatch bekannt war und als Landratte circa 1680 in der englischen Hafenstadt Bristol auf die Welt kam. Wundert euch nicht, wenn ihr den Matrosen unter einem anderen Nachnamen begegnet seid, da es verschiedene Schreibweisen zu Edwards Nachnamen gibt, unter anderem Thache, Teach oder Titche.

Historiker sind in Bezug auf Edwards frühes Leben zwiegespalten: Ein Lager behauptet, dass Edward in Bristol geboren wurde, im jungen Alter in England an einem Schiff angeheuert und bereits als Matrose an Schiffsüberfällen teilgenommen hat. Das andere Lager legt nahe, dass Edwards Familie nach Jamaika übergesiedelt ist und Edward als junger Mann in Spanish Town bei der Royal Navy eine Anstellung hatte. Welche Version nun vollkommener Seemanns-Garn ist, könnt ihr entscheiden.

Jo ho, ihr habt euch bestimmt schon mal die Frage gestellt, wie man überhaupt zur Piraterie gelangt? In den Wirren des Spanischen Erbfolgekriegs stritten sich besonders England und Frankreich um die Vorherrschaft im neu entdeckten amerikanischen Kontinent. Beide Königreiche setzten als taktischen Zug lizensierte Freibeuter ein, sprich legale Piraten, um die Handelsflotten des Gegners zu schwächen. Da 1713 das Kriegsende abzusehen war und die Freibeuter nicht mehr gebraucht wurden, entschieden sich viele von ihnen gegen eine Umschulung und blieben ihrem Metier treu: Die ehemaligen Freibeuter raubten nun illegal als Piraten Handelsschiffe der beiden Erzfeinde aus.

A legend is born...


Edward gefiel wohl die Idee der Piraterie. Das Meer vor den Füßen, neue Orte entdecken, Trinkgelage mit der Crew, Plündern und Reichtum anhäufen… Einfacher Pirat sein kann jeder, aber wie hebt man sich von der Masse hervor? Genau, indem man sich Wiedererkennungswert zulegt. Edward Thatchs Markenzeichen, ein bis an die Brust gewachsener, langer, schwarzer Bart mit Zöpfchen, verhalf ihm zu seinem Spitznamen Blackbeard. Der lange Bart und die Zöpfchen waren für das 18. Jahrhundert eher unüblich, sodass Blackbeard durch sein Aussehen seine Gegner in Angst und Schrecken versetzte.

Ab 1716 herum häufen sich Aussagen über die Beutezüge von Blackbeard: Am 17. Dezember kaperte Blackbeard mit seinem kleinen Kriegsschiff mit acht Kanonen und 90 Mann Besatzung in der Karibik ein englisches Frachtschiff. Die Beute bestand aus Lebensmitteln wie Schweine- und Rindfleisch, Zwiebeln und Austern. Blackbeard soll sich besonders in den Gewässern der Bahamas herum getrieben haben. Die Bahamas waren für Piraten und andere Kriminelle der Place-to-be, da der „failed state“ als rechtsfreier Raum galt und von seiner geografischen Lage her mit seinen Inseln nur mit kleinen und gut manövrierbaren Schiffen zu erreichen war. Riesige Handelsschiffe hatten da keine Chance, geschweige denn große Kriegsschiffe.

Wie war Blackbeard so als Typ? Er soll trinkfest gewesen sein und seinen Rum mit Schießpulver getrunken haben. Die explosive Mischung habe er wohl vorher angezündet. Blackbeard muss gebildet gewesen sein, da er sonst keine Flotten dieser Größe manövrieren und koordinieren hätte können. Er konnte lesen und schreiben und soll eine eigene Bibliothek besessen haben, die er sich aus Raubzügen angeeignet hat. Blackbeard soll auf unnötige Gewalt verzichtet haben und kein blutrünstiges Monster gewesen sein.

Blackbeard am Zenit seiner Karriere


Ihr denkt, Piraten waren einsame Kapitäne eines Schiffs und würden allein mit ihrer Crew auf Beutefang gehen? Fehlanzeige. Oft schlossen sich Piraten zusammen, um größere Schiffe auszurauben und Angriffen besser Stand zu halten. 1717 segelte Blackbeard mit Stede Bonnet, dem Sohn eines Plantagenbesitzers, den die Abenteuerlust gepackt hat, um die Karibik und die Ost-Küste Nordamerikas. Das Duo soll angeblich bis zu 15 Handelsschiffe mit dem Schiff „Revenge“ vor der Ost-Küste Nordamerikas geplündert haben.

Was passierte eigentlich mit den gekaperten Schiffen? Die wurden zum Teil einfach irgendwo ausgesetzt, abgebrannt oder die besseren Modelle in die eigene Flotte integriert. So geschehen nach dem Angriff auf die „Concorde“, einem französischen Sklavenschiff am 28. November 1717. Einige Besatzungsmitglieder der „Concorde“ nahm Blackbeard in seine Crew auf, besonders Fachkräfte wie Ärzte, Köche und Musiker waren gefragt. An Bord befanden sich über 400 Sklaven aus Afrika, die Blackbeard teilweise in seine Crew übernahm. Die übrigen verkaufte er oder setzte sie mit dem Rest der feindlichen Besatzung auf einer Insel aus.

Im Jahr 1718 hatte Blackbeard ein 700 Mann starkes Räuber-Team unter sich. Und die mussten natürlich auch versorgt werden. Es heißt, dass Blackbeard vor der Küste South Carolinas Beutezüge von gewaltigem Ausmaß durchführte. Zu dieser Zeit soll er in einer Woche angeblich bis zu neun Schiffe geplündert haben. Blackbeard war ein verantwortungsbewusster Pirat. Als seiner Besatzung Medikamente ausgingen, hielt er prominente Geiseln aus South Carolina, um diese Gegen Medizin auszutauschen.

Der Untergang einer Ära


Auch das lustigste Piraten-Leben findet irgendwann ein Ende. Blackbeard trennt sich 1718 von seinem Kumpanen Stede Bonnet. Denn Stede nahm das königliche Pardon an, eine Begnadigung seitens des Königshauses, nur um auf Abruf für den König als Freibeuter zur Verfügung zu stehen. Mit einer wesentlich kleineren Besatzung aus 100 Mann und dem kleineren Schiff „Adventure“ macht es sich Blackbeard vor der Küste North Carolinas bequem.

Dem Gouverneur von Virginia passte das Treiben Blackbeards so nah an seiner Küste gar nicht. Er beauftragt seine Mannschaft in einer illegalen Operation, Blackbeard umzubringen. Illegal, weil der Gouverneur von Virginia sich nicht in Angelegenheiten aus North Carolina, und somit Blackbeards neuem Heim, einmischen durfte. Am 22.11.1718 kam es dann zu einer Seeschlacht, bei der Blackbeard zunächst Oberhand hatte, allerdings durch einen Angriff aus dem Hinterhalt mit fünf Schüssen und 20 Schnittverletzungen getötet wurde. Um dem Ganzen eine Krone aufzusetzen, schlägt man Blackbeard den Kopf ab, spießt ihn auf und präsentiert ihn als Abschreckung anderen Seefahrern.

Kurze Zeit später werden 14 von Blackbeards Crewmitgliedern umgebracht und Stede Bonnet erhängt. 1720 endet dann die Ära der Piraterie. Für ein solches Leben muss man Pirat gewesen sein, und zwar ein echter, kein billiger Disney Jack Sparrow Abklatsch. Prost, Backbeard!

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