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Mein Leben mit Morbus Crohn

Verfasst von Daniel Kremer am

Wenn man von chronischen Erkrankungen spricht, geht der erste Gedanke wahrscheinlich nicht zu Morbus Crohn. Warum auch? Schließlich sind gerade einmal 200.000 bis 400.000 Menschen in Deutschland davon betroffen. Einer davon bin ich. Und was jetzt folgt ist ein kleiner Einblick in mein Leben mit Morbus Crohn.

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Zunächst noch ein Hinweis: Das Folgende sind meine persönliche Erfahrungen mit dieser Erkrankung und spiegeln nicht den allgemeinen Verlauf wider.

Die Krankheit im Profil

Bevor ich jetzt aber von meiner Diagnose und dem Alltag erzähle, möchte ich Morbus Crohn einmal kurz vorstellen. Was ist das überhaupt? Welche Symptome gibt es? Wie kann man sie behandeln?

Bei Morbus Crohn handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die sich allerdings nicht nur auf den Darm beschränken muss - sie kann sich auch im gesamten Verdauungstrakt bemerkbar machen.
Was der Auslöser für Morbus Crohn genau ist, konnte bis jetzt nicht genau festgelegt werden, ein möglicher Ansatz wäre z.B. die Genetik. Fakt ist aber, dass Morbus Crohn bei den Erkrankten zum ersten Mal im Alter von 15 bis 35 zum Vorschein kommt.

Die Krankheit tritt dabei in Schüben auf. Während diesen Schüben, die unterschiedlich lang sein können, leiden die Betroffenen in erster Linie an Mägenkrämpfen, -schmerzen und Durchfall, aber es können auch Symptome wie Gelenkschmerzen, Blähungen, Magengeräusche und gereizte Augen dazukommen.
Damit ein Schub den Alltag nicht zu stark beeinflusst, ist eine konstante Behandlung notwendig. Weil es bisher nicht möglich war ein endgültiges Heilmittel zu finden, geht es bei der Behandlung um das Eindämmen. Das erfolgt bei einem Schub zum Beispiel durch die Einnahme von Schmerzmitteln und ansonsten mit z.B. Entzündungshämmern. Neben der medikamentösen Behandlung sollte auch auf die richtige Ernährung geachtet z.B. kein scharfes Essen, um den Darm nicht zu sehr zu belasten.

Meine Diagnose

Das ich Morbus Crohn habe, weiß ich jetzt seit etwa 1 1/2 Jahren, um genau zu sein, um Karneval herum. Ich war damals von meinem behandelnden Arzt ins Krankenhaus geschickt worden, nachdem bei einer Darmspiegelung eine Verdickung der Darmwand festgestellt wurde. Was eigentlich als ein 5 Tage Aufenthalt geplant war, wurden drei Wochen mit weiteren Untersuchungen und künstlicher Ernährung.

Jetzt muss ich natürlich erwähnen, dass nicht jede Diagnose so dramatisch abläuft wie meine. Wahrscheinlich habe ich die Umstände sogar selbst verschlimmert, denn mein erster Schub kam mit Ankündigung.
Bereits einige Monate davor hatte ich immer mal wieder leichte Magenkrämpfe. Weil ich damals noch regelmäßig Sport gemacht habe, hielt ich das Ziehen im Bauch für einfachen Muskelkater. Aber dann kam Weihnachten und meine zweimonatige Tortur fing an.

Ich weiß noch, ich stand an der Bahnhaltestelle und bekam schlagartig starke Bauchschmerzen. Mein erster Gedanke war, dass ich mich einfach überfressen hatte und mich die nächsten Tage wohl über eine Verstopfung freuen durfte.

Allerdings wurden die Tage zu Wochen und die gelegentlichen Krämpfe wurden zum Dauerzustand. Wie jeder normale Mensch, dessen Körper ihn mit Schmerzen quält, war auch ich regelmäßig beim Arzt. Aber weil er nichts Gravierendes feststellen konnte und ich nicht ins Krankenhaus wollte (aka. die dümmste Entscheidung meines Lebens) kam es dazu, dass eine Darmspiegelung erst viel zu spät gemacht wurde.
Das Ende vom Lied war, dass ich etwa eine Woche nach meinem Eintreffen in der Notaufnahme, in einem Katheter im Hals und gut 10 Kilo weniger auf den Hüften, und der Chefarzt mir die Diagnose übergab. 
Im Nachhinein denke ich mir, dass ich hätte mehr auf meinen Körper hören und besser noch zu weiteren Ärzten gegangen wäre. Stattdessen habe ich Dinge wie Arbeit und Uni in der Vordergrund und meine Gesundheit hinten angestellt. Laut einem Gespräch zwischen diesem Chefarztes mit meiner Mutter, hätte ich diese Fehlentscheidung beinahe mit dem Leben bezahlt.

Mein Alltag

Ich vergleiche mein Morbus Crohn immer gern mit dem Alien, das im gleichnamigen Film aus John Hurts Bauch herausbricht. Es bleibt lange Zeit ruhig, aber wenn es zu einem Schub kommt, fühlt es sich an als würde mein Bauch auseinanderbrechen.

Diese Momente sind im letzten Jahr aber selten vorgekommen. Ich habe zwar öfter mal kurze Schmerzphasen, aber daruch, dass ich täglich meine Tabletten nehme, hindern sie mich nicht daran meinem Alltag nachzugehen. Und um ehrlich zu sein, ging es doch schneller als gedacht die gelegentliche Übelkeit als normal zu sehen. Worauf ich aber gerne verzichten könnte, sind die Magengeräusche, die immer in den ungünstigsten Situationen aufkommen und klingen als hätte ich tagelang nichts gegessen.

Außerdem habe ich immer noch mit dem Folgen des Gewichtsverlusts zu kämpfen, das heißt Probleme mit dem Kreislauf und Schwierigkeiten auf mein ursprüngliches Gewicht zu kommen.
Vom Kopf her bin ich auch sehr vorsichtig geworden, wenn es darum geht, neue Gerichte auszuprobieren, aus Angst vor einem Schub. Allerdings gehe ich immer noch gerne zur Pommesbude und hol mir eine Currywurst. Man könnte also sagen, dass meine Ernährung noch ausbaufähig ist, vom Thema Sport fange ich hier gar nicht erst an.

Allgemein kann man sagen, dass ich immer noch versuche mit meiner neuen Lebenssituation klarzukommen. Viele schlechte Verhaltensmuster von früher habe ich immer noch nicht abgelegt und mir fällt es schwer meinen Tagesablauf der Krankheit anzupassen. Aber ich geb mein Bestes, damit das Alien in meinem Darm ruhig bleibt.

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