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Frühstückslektüre | Der Hass auf die Uiguren

Verfasst von Esra Ayari am

Für viele ein Fremdwort: Uiguren. Der Begriff steht für ein muslimisches Turkvolk im Nordwesten Chinas. Genauer in Xinjiang, einem autonomischen Gebiet, das fast ausschließlich von den Uiguren bewohnt ist. Fast alle über zehn Millionen Uiguren leben auf diesem Gebiet und sind sunnitische Muslime. Trotz dieser hohen Zahl stellen sie eine Minderheit in dem fernöstlichen Land, mit über einer Milliarden Einwohner, dar. Und wie so oft bei einer ethnischen Minderheit, sind sie starken Repressalien ausgesetzt.  

Protest der Uiguren © flickr / CC 2.0
Protest der Uiguren © flickr / CC 2.0

Die Religionsfreiheit wird massiv beschnitten

 Aktuell wird ihnen auferlegt eine App zu installieren, die dann bestimmte Daten erfasst. Aus Sicht von Sicherheitsforschern ein Mittel der staatlichen Überwachung der Uiguren. Doch diese Vorgehensweise ist nicht neu. Erst letztes Jahr hat die chinesische Regierung ein Anti-Islam Gesetz im Autonomiegebiet erlassen. Demnach war es Muslimen erst ab 18 Jahren gestattet, eine Moschee zu besuchen. Männer durften keine langen Bärte  tragen und Frauen sich nicht bedecken. Außerdem mussten die Imame ihre Predigten von staatlicher Stelle überprüfen lassen, ebenso war es den Uiguren nicht gestattet, ihren Neugeborenen muslimische Namen zu geben. Auch religiöse Beerdigungs- und Hochzeitszeremonien wurden untersagt, da sie ein Zeichen religiösen Extremismus seien. Sie würden die säkulare Ordnung des Staates stören.

 Reisepässe wurden eingezogen

 Doch die Unterdrückung der Uiguren hört mit der massiven Beschneidung ihrer Religionsfreiheit nicht auf. Im November 2016 veranlasste die kommunistische Regierung den Einzug der Reisepässe in Xinjiang. Fortan war es den Einwohnern ohne eine Erlaubnis nicht gestattet, ins Ausland zu reisen und ihre Pässe zurückzubekommen. Wer also verreisen wollte, musste DNA-Proben abgeben, um die nötigen Dokumente zu erhalten. Diese menschenunwürdige Behandlung der Uiguren und die staatliche Überwachung sollen laut offiziellen Angaben der staatlichen Behörden eine Maßnahme zur Bekämpfung des Terrorismus sein. Menschenrechtsaktivisten sehen das anders. Schon 2005 schrieb Human Rights Watch, dass China den "Krieg gegen den Terrorismus" als Vorwand nutze, um "härter denn je in Xinjiang durchzugreifen".

Menschenrechtsaktivisten für die Uiguren

 Amnesty International machte ebenfalls auf die Misere der Uiguren aufmerksam. In einem Report zu den Menschenrechten in China im Jahr 2017, schreibt die Organisation: „Die Regierung verstieß weiterhin gegen das Recht auf Religionsfreiheit und ging unvermindert hart gegen alle nichtgenehmigten religiösen Zusammenkünfte vor.“ 

Inhaftierungen und Hinrichtungen

 Dieses harte Vorgehen kann eben auch die Inhaftierung zu Folge haben. Die international anerkannte uigurische Menschenrechtsaktivistin und Präsidentin des Weltkongresses der Uiguren (WUC), Rebiya Kadeer, prangert die unzähligen unrechtmäßigen Verurteilungen an: „Jeder, der gegen diese Ungerechtigkeiten ankämpft, sitzt inzwischen im Gefängnis. Obwohl es offiziell seit 1989 in China keine Hinrichtungen mehr für politische Gefangene gab, wird diese Praxis ohne weiteres bei uigurischen Häftlingen angewendet.“

 Einer von ihnen ist Ilham Tohti. Der uigurische Bürgerrechtler sitzt seit über drei Jahren in China in Haft. Im Dezember letzten Jahres verlieh die Stadt Weimar in Thüringen dem uigurischen Aktivisten den Menschenrechtspreis der Stadt. Tohti habe sich stets für die friedliche Koexistenz der Uiguren und Han-Chinesen stark gemacht, indem er unter anderem eine Website erstellte und auf Chinesisch das Aufbegehren der Uiguren zu erklären versuchte. So die Begründung der Stadt. Ob Tohti überhaupt von dieser Ehrung weiß, bleibt zu Bedenken. Er darf nur wenige Male im Jahr seine Frau treffen und wird in einer Einzelzelle festgehalten. Ein Leben lang. 

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