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Schon einmal einen guten Film gehört?

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Ein Film ohne Bilder, geht das überhaupt? Für Blinde stellt sich die Frage gar nicht erst, aber dank Audiodeskription können auch sehbehinderte Menschen einen guten Film genießen.

(CC-0) Pexels / pixabay.com

 
Schon einmal einen guten Film gehört? Die Frage klingt im ersten Moment widersprüchlich, aber für blinde und sehbehinderte Menschen sind Filme eine reine Hörerfahrung. Damit diese Erfahrung auch ein Hörvergnügen wird, gibt es Audiodeskriptionen für Filme. Diese zusätzliche Tonspur soll dem Zuhörer die Erfahrungen von visuellen Inhalten des Filmes ermöglichen, die sonst verloren gehen würden. Audiodeskriptionen gibt es aber nicht nur in Film und Fernsehen, auch Museen, Opern und Theater bieten diesen Service für ihre sehbehinderten und blinden Besucher an.

Bei der Audiodeskription beschreibt eine zusätzliche Stimme alles was der Zuschauer sieht, das dem Zuhörer aber verborgen bleiben würde. Sie hat in etwa die gleiche Funktion wie ein Erzähler in einem Buch und beschreibt beispielsweise den Handlungsort, welche Figuren anwesend sind, wie sie aussehen und wie deren Mimik ist. Was Audiodeskription aber nicht tut, ist die Handlung zu interpretieren, dies soll weiterhin Aufgabe des Zuschauers, bzw. Zuhörers sein.

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Wichtig für eine gute Audiodeskription ist, dass der Kommentar nicht mitten in Dialogen einsetzt, sondern in den Sprechpausen. Der Film soll dadurch auch für Zuhörer einen ähnlichen ästhetischen und unterhaltenden Wert haben, wie für Zuschauer. Auch Live Events werden teilweise mit Audiodeskription ausgestrahlt. Dort wird die Audiodeskription, dann live eingesprochen, hat also noch mehr Kommentatorencharakter. Insbesondere bei Fußballspielen werden häufig einfach Audiospuren von Radiokommentatoren verwendet.

Wer von sich behaupten will, auch mal einen guten Film gehört zu haben, der muss lediglich auf die Sound-Einstellung seines Receivers gehen und dort die Audiodeskription aktivieren oder bei einer DVD in der Sprachauswahl die Hörfilmfassung auswählen. Zwar verfügt nicht jeder Film und nicht jede Serie über eine Audiodeskription, aber gerade deutsche Serien werden häufig mit zusätzlichen Fördergeldern ausgestattet, wenn sie eine Audiodeskription mitproduzieren.


Audiodeskriptionen werden von eigens zu diesem Zweck gegründeten Abteilungen von Fernsehsender oder unabhängigen Medienagenturen produziert. Dabei arbeiten Autoren mit Blinden zusammen, um eine verständliche und angenehm zu hörende Audiodeskription zu gewährleisten. Die Kosten für die Audiodeskription eines neunzigminütigen Filmes belaufen sich dabei auf ca. 6000€. Zwei Beispiele für Produktionen mit Audiodeskription sind die Tatort-Krimis und die Dokumentationsreihe Abenteuer Erde. Man muss keine Fan sein, um sich den Tatortvorspann einmal mit Audiodeskription anzuschauen. Die expressionistischen Elemente des Vorspanns werden durch die Beschreibung noch gesteigert und machen ihn zu einem wahrhaft auditiven Erlebnis.

Ein Punkt der bei Hörfilmen, wie audiodeskriptive Filme auch genannt werden, der oft als verbesserungswürdig erachtet wird, ist die nicht immer passende, emotionslose Sprechweise des Audiokommentators. In einer erotischen Szene sachlich erklärt zubekommen, welche Körperteile gerade berührt werden, ist halt nicht besonders sexy.

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