Sandra 18.02.10 - Die Stars kommen...

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Donnerstag der 17.02.10

Die Stars kommen....

Mein Befinden? Zu duester hin tendierend... Aufrecht erhalten mich meine Schoko Cookies. Warum? Weil die Filme heute einfach schlecht und laaaaangeweilig zu seinen scheinen...

Na ja, erst einmal eine kleine
Momentaufnahme:
De Stimmung rund um den Potsadamer Platz wird immer angespannter. Viele Touristen und Berliner sammeln sich jetzt um den Berlinale Palast und um das Hyatt. Immer in der Hoffnung einen Blick auf einen Star zu erhaschen. Tilda Swinton, Gerard Depardieu, "Syriana"-Schauspielerin Amanda Peet, Julianne Moore, Penelope Cruz, Daniel Day LewisMoritz Bleibtreu, Matthias Schweighoefer und viele weitere Stars kommen die Tage an. Das Staraufgebot der diesjaehrigen Berlinale laesst aber leider trotzdem zu wuenschen uebrig. Die Journalisten sind sich einig: zum 60. Jubilaeum haetten weitaus mehr Promis praesent sein sollen.

Heute lief Na Putu in der Pressevorfuehrung. Der bosnische Film laeuft ebenfalls im Wettbewerb. Die Regie hat die bereits baserenerfahrene Jasmila Zbanic gefuehrt. Sie bekam 2006 fuer das Drama Esmasd Geheimnis den goldenen Baeren verliehen. In ihrem neuen Film geht es um ein glueckliches Paar. Als Amar wegen seiner Alkoholsucht seinen Job verliert, beginnt eine schwierige Zeit. Amar findet in einer moslemischen Gemeinde Arbeit. Er fuehlt sich von der Gemeinde immer mehr angezogen und entfremdet sich von seiner Frau. Der Film laesst keinen Zweifel an der Liebe zwischen dem Paar. Trotzdem weiss der Zuschauer, dass es irgendwann keine Hoffnung mehr gibt. Unabhaengig von der Liebesgeschichte erzaehlt der Film auch von der religioesen Situation in Bosnien. Er versucht die soziale Wirklichkeit wiederzugeben. Wie wird die moslemische Religion in Sarajevo ausgelebt, was fuer Unterschiede gibt es da? Das alles ist Thema des Films.

So, dass war dann auch das Highlight des Tages. Danach kam Jud Suess-Film ohne Gewissen und damit ging es steil bergab. Bevor ich von diesem Verbrechen von Film berichte, kommt eine kleine Anekdote aus der Pressevorfuehrung. Hinter mir sitzt ein englischer, gehe ich jetzt von aus, Journalist der seiner Kollegin einen Platz frei haelt. Prinzipiell ist das schon mal unmoeglich. Als jemand fragt, ob der sitzt frei sei verneint er. Eine deutsche Reporterin weist ihn dann darauf hin, dass die Tueren bereits geschlossen seien und man deshalb nur noch auf den Balkonen Platz nehmen kann. Die Begruendung ist, dass die Jury bei der Pressevorfuehrung anwesend sein wird und deshalb im unteren Bereich bereits frueh Ruhe herrschen soll. Das kann der Sitzplatzblockierer nun ueberhaupt nicht verstehen. Das sei wieder typisch deutsch! Immer muessten wir unsere Regeln strikt befolgen. Genau das habe unser Land zu Grunde gerichtet! (Wo sind wir bitte zu Grunde gerichtet? Es koennte besser laufen, ok, aber geht es nicht allen so?!) Dass wir immer blind Regeln befolgen habe zum Holocaust gefuehrt. Peng! Die Bombe ist geplatzt. Obwohl er von deutschen Journalisten umgeben war, ist er heil davon gekommen. Keiner hat „Shut the fuck up!“ gesagt, einen Satz den wir dieser Tage in vielen, vielen, vielen Filmen immer wieder hoeren. Ich habe uebrigens auch nichts gesagt. Ich meine, ich bin ja auch Spanierin, oder?! : - )
Diese kleine Auseinandersetzung fand jedenfalls kurz vor Moritz Bleibtreus Untergang statt. Dann begann der Film und auf der Bildflaeche erschien ein humpelnder, schmieriger, rauchender Moritz alias Joseph Goebbels.
In Oskar Roehlers („Elementarteilchen“) neuem Film „Jud Suess“ nimmt sich der Regisseur die Geschichte des verheerenden Propagandafilms vor. Der Schauspieler Ferdinand Marian wird von Propaganda-Minister Joseph Goebbels persönlich gezwungen, in dem antisemitischen Propagandafilm "Jud Süß" von Veit Harlan die Hauptrolle des jüdischen Geschäftsmanns Oppenheimer zu übernehmen. Das stürzt Marian in eine moralische Krise. Er hat jüdische Freunde, seine Frau hat eine jüdische Großmutter. Er will die Juden "retten", indem er seine Rolle besondern emphatisch spielt. Doch entspricht er damit genau den Wünschen des Propaganda-Ministers. Daran geht Marian letztlich zu Grunde. Und das Publikum mit ihm.
Moritz Bleibtreu spielt Goebbels geradezu laecherlich ueberzogen. Wie auf einer schlechten Theaterbuehne. Auch die wirklich exzellente Inszenierung von Ferdinand Marian durch Tobias Morretti kann den Film nicht retten. Der ganze Film wirkt wie ein abgefilmtes Theaterstueck. Das dumme ist, ich glaube das ist ungewollt. Auch haelt sich Oskar Roehler nicht an die historische Vorlage. Das waere ja nicht weiter schlimm, wenn er die historische Wahrheit nicht fuer sich beanspruchen wuerde, indem er Teile des echten „Jud Suess“ mit seinem Filmmaterial mischt. Moritz Bleibtreu hat auf der Pressekonferenz sich zu rechtfertigen, Quentin Tarantino mache das in „Inglorious Basterds“ schliesslich auch. Und was der darf, duerften wir ja wohl auch. Einfach nur peinlich war das.
Die komische und grauenhafte Darstellung des Jopseh Goebbels durch Moritz Bleibtreu hat meinen Sitznachbarn leider nicht wach halten koennen. So wurde der Film lang, seeehr lang.
Zurueck blieb eine verwirrte Publikumsmenge, die mit dem Film wirklich nichts anzufangen wusste. Da waren Szenen, die einfach nicht einzuordnen sind. Geradezu surreal und sehr trashig wurde es als Marian, vor der Kulisse des bombardierten Berlins, die Ehefrau eines KZ Vorstehers von hinten nimmt und dabei eine Szene aus seinem Film zitiert. Ich meine, was sollte das??? Buhrufe von den Journalisten und kein einziger Klatscher waren das Ergebnis der Vorfuehrung.

Ich moechte euch nur noch ganz kurz von dem letzten Reinfall des heutigen Tages erzaehlen: das argentinische Stueck „Rompecabezas“, also Puzzle. Der Film ist eigentlich nur einzig langatmig und anstrengend. Fast jede Aufnahme ist eine Nahaufnahme, auch schnelle Bilder, der Rest der Kameratechnischen Brillianz besteht aus Zooms und Schaerfenverlagerungen. Das ganze soll vielleicht etwas besonderes sein, oder die Persoenlichkeiten unterstreichen, aber es ist einfach nur anstrengend fuer die Augen. Hinzu kommt die Geschichte. Es geht um eine Frau, 50, verheiratet, Hausfrau, die das puzzlen als Leidenschaft entdeckt. Von nun an puzzelt sie also und entfremdet sich dabei von ihrem Mann. Gewinnt ein bisschen Freiheit und Lebensfreude. Eine kleiner Seitensprung springt fuer sie natuerlich auch noch raus. Ende der Geschichte. Alles ist beim alten. Der Zuschauer auch.

Berlinale

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