Robert 15.02.10 - Higlights aus deutschen Landen und mehr ...

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Der Montag hatte einige Highlights aus deutschen Landen in Petto, die zu sehen mir nicht nur grosse Freude bereiteten, sondern auch in schieren Enthusiasmus versetzten, was die Zukunft des deutschen Autoren/Arthouse-Films und des deutschen Genrefilms angeht.

Da waere zum Beispiel der Wettbewerbsfilms DER RAEUBER von Benjamin Heisenberg, der uns vor 5 Jahren schon den hoechst praezisen und hypnotischen SCHLAEFER schenkte. DER RAEUBER ist die Geschichte eines Marathonlaeufers und Bankraeubers, der - ganz existenzialistischer Antiheld, der er ist - ohne Nennung von Gruenden in sein Verderben laeuft. Nuechtern, abgeklaert und von faszinierender formaler Strenge ist DER RAEUBER ist ein Gewinn auf ganzer Linie. Ein Film, der einem noch lange nach Abspann nicht aus dem Kopf geht.

Heisenbergs entspringt der vielbeschworenen Berliner Schule. In eben jener verbrachte auch Thomas Arslan seine Lehrjahre. Mit seinem auf der Berlinale Weltpraemiere feiernden Spielfilm IM SCHATTEN jedoch ist ein grandioser Thriller, der sich eher an Melville, denn an Petzhold orientiert. Erzaehlt wird von einem professionellen Berufverbrecher, der noch ein letztes grosses Ding drehen will, bevor es ausser Landes geht. Natuerlich geht dabei alles schief und es fallen sogar Schuesse. Was in der Wiedergabe der Geschichte noch arg konventionell, um nicht zu sagen abgeschmackt klingt, entfaltet unter Arslans Regie einen ungeheuren Sog, dem man sich schwer entziehen kann. Definitiv schon jetzt einer der fuer mich unbestrittenen Highlights.

Beide Werke entspringen dem Schaffen von vergruebelten Autorenfilmern. Ein weiteres Vergnuegen, dass man sich auch im regulaeren Kinoalltag nicht entgehen lassen sollte ist BOXHAGENER PLATZ von Matti Geschonnek. Einem alteingesessenen Routinier, der sein Know How in die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Torsten Schulz steckte. Der titelgebene BOXHAGENER PLATZ in den ausgehenden 60er Jahren ist hier die Buehne fuer das Leben, die Lust, des Leid und die Liebe der Ost-Berliner zwischen Westbesuchen, Kneipenbesuchen und STASI Schikanen. Kompetent gemacht. Charmant besetzt und mit unwiderstehlichem Berliner-Zungenschlag ausgestattet, bleibt hier kein Auge trocken. Wer hier nicht lacht, weint und mitfiebert ist selber schuld.

Am Sonntag Abend kam ich ausserdem in das Vergnuegen die restaurierte Fassung von Rainer Werner Fassbinders lang verschollenem Klassiker WELT AM DRAHT zu sehen. Der ueber dreistuendige Zementblock von einem Film ist eine betoerende und bei allem Anspruch auch hoechst witzige Klasse fuer sich. Ausserdem waren die herrlich verkrachten und hoechst schraegen Ueberbleibsel der guten alten Fassbinder-Clique anwesend. Ulli Lommel, Guenther Lamprecht, Rudolf Waldemar Brehm und Kamera-Virtuose Michael Ballhaus. Wolfgang Joop sprang da auch irgendwo rum. Verschwand aber auch relativ schnell wieder.

Das deutsche Kino war, ist und bleibt also bei bester Gesundheit. Einen sehr interessanten, wenn auch hoechst unangenehmen Film aus dem offiziellen Wettbewerb moechte an dieser Stelle jedoch nicht unerwaehnt lassen. CATERPILLAR aus Japan erzaehlt die Geschichte eines Kriegsheimkehrers zu Zeiten des zweiten Weltkrieges. Im Kampf hat der gute Mann Arme, Beine, Gehoer und Sprache verloren. Dennoch ist er auf seinen Status als Kriegsheld noch immer mehr als Stolz und auch die Dorfgemeinschaft, in die der lebende Rumpf zurueckkehrt verehrt ihn als Kriegsheld. Alles was dem Protagonisten bleibt, ist sein nach wie vor hoechst ausgepraegter Hunger auf Sex, mit der seiner Frau zusetzt. Der Film ist vollgestopft mit Sexszenen, die man gesehen haben muss, um sie zu glauben, aber dann moechte man sie am liebsten wieder vergessen. Ein hoechst anstrengender und fordernder Film, der es seinem Publikum nicht leicht macht, ihn zu moegen, der jedoch eine deutliche und unmissverstaendliche Kritik an kriegerischer Heldenverehrung und jeder Form von Militarismus uebt.
Auf jeden Fall eine Erfahrung

Berlinale

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