Sandra 15.02.10 - Zwischen dem Altersheim und dem roten Teppich

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Sandra auf der Berlinale Tag 1. Zwischen dem Altersheim und dem roten Teppich. Oder... Wie Sandra 80 wurde...

Gerade in Berlin angekommen und schon ins Festivalgetuemmel gestuerzt. Zuerst einmal muss der ueberaus wichtig aussehende Presseausweis abgeholt werden. Und natuerlich die lila Festivaltasche. (Der Robert traegt seine uebrigens aus farbtechnischen Gruenden nicht. Lila stehe ihm einfach nicht. :-) )
Damit ihr einen Eindruck bekommt, wo ich mich gerade befinde... Ich bin im Berlinale Palast, in der sehr geschaeftigen Presselounge mit Wlan und sehr wenigen Sofa. Deshalb sitze ich von anderen Journalisten (ich denke ich darf mich jetzt so nennen ) umgeben auf dem gemuetlichen Teppich und schreibe meinen Blog.

Der erste Film den ich heute gesehen habe ist „La belle visite“ von Jean-Francois Caissy. Ich denke es war nicht gerade die beste Entscheidung meinen Tag mit diesem Film zu starten, aber so sollte es sein. In der Dokumentation wird das Leben von Senioren in einem Altersheim gezeigt. Die langsamen Kamerafahrten, die meist statischen Aufnahmen, das langsame Geschehen, lassen einen nach fuenf Minuten Film zu einem 80 jaehrigem altern. Der Zuschauer wartet mit den Heimbewohnern auf den Toten. Es ist ein langsames und oedes warten. Jeden Tag die gleiche Routine: Bett machen, essen, Bklutdruckmessen, Bingo.
Der kanadische Doku funktioniert, auch wenn sie kein gutes Gefuehl hinterlaesst. Also ruft eure Omis an und unternehmt was!

Mit meinem Altersheim-deprimierten Gemuet bin ich dann in „Carterpillar“ von Koji Wakamatsu gegangen, keine gute Idee sage ich euch. Der Wettbewerbsfilm spielt 1940 waehrend des zweiten japanisch-chinesischen Krieges. Leutnant Kurokawa kehrt nach Hause zurueck. Bei einem Angriff hat er Arme, Beine und Stimmbaender verloren. Seine Frau kuemmert sich um den Kriegshelden. Schon bald schenken die Dorfbewohner ihr n\mehr Aufmerksamkeit als dem vermeintlichen Kriegshelden. Vermeintlich deshalb, weil der „tapfere“ Leutnant naemlich auch ohne Stimme und Ezxtremitaeten ein richtiges Arschloch sein kann. Ausser fuers Essen und Schlafen interessiert er sich nur fuer Sex. Den er dann auch regelmaessig von seiner Frau fordert. Wer sich fragt wie das gehen soll, so ohne alles, der sieht sich den Film besser selber an.
Der Film zeigt eine Gesellschaft, die auf viele Arten durch den Krieg zerstoert wurde.
Der Publikumsliebling wird dieser Film mit Sicherheit nicht, wenn man eine Nacht drueber schlaeft, faengt man jedoch an ihn zu moegen. Jedenfalls irgendwie.

Um mich dann aufzuheitern habe ich „Boxhagener Platz“ gesehen. Ein Film der durch seine schoene Besetzung Gudrun Ritter, Michael Gwisdek, Samuel Schneider, Meret Becker, Jürgen Vogel) und den impliziten Humor besticht. Mehr dazu spaeter... Ich muss zur naechsten Presse....

Berlinale

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