Robert 13. und 14.02.10 - Totaler Wochenend-Dauerwahnsinn

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So langsam macht sich die totale Erschoepfung breit.

Was fuer ein Wochende. Film an Film an Film und kein Ende absehbar. Viel Licht und Schatten und noch mehr Grautoene. Lang erwartet und dann verhalten aufgenommen wurde unter anderem Martin Scorseses Schauergeschichte Shutter Island mit Leonardo Di Caprio. Mit enormen Stilwillen will Scorsese hier das Blockbuster-Genrekino mit der heeren Arthouse-Gemeinde versoehnen. Das gelingt leider nur bedingt. Von Anfang an gibt Scorsese Vollgas und haengt einen Bildersturm an den naechsten. Nach Zwei Stunden, die der Film fuer seine eigentlich recht uebersichtliche Handlung in Anspruch nimmt fuehlt man sich reichlich erschoepft und auch ein wenig ratlos. Ein paar Szenen bleiben zweifellos haengen, doch ein homogener Filmgenuss will sich nicht so recht einstellen.

Dann doch lieber Dietrich Brueggemanns schwarze Komoedie mit dem dramtischen Titel Renn, wenn du kannst. Hier stimmt ebenfalls nicht alles, doch stellt der Film den bisherigen Hoehepunkt aus der Panorama deutsches Kino Reihe da. Eryzaehlt wird die Geschichte der Freundschaft zwischen einem misantrophen Rollstuhlfahrers und seines fidelen Zivis, die in Gefahr geraet, als eine Frau zwischen sie geraet. Was zum Betroffenheitskitsch haette verkommen koennen ist ein bissiger, witziger und kurzweiliger Augenoeffner mit Kultpotential geworden.

Doris Doeries Komoedie die Friseuse macht wieder erwarten grossen Spass und es bleibt zu hoffen, dass dieser sympathische ueber die Traeume, Sorgen und den Ueberlebenskampf einer vollschlanken Hairstylistin ab naechster Woche ihr Publikum findet.

Ron Epsteins Film Howl, ueber das gleichnamige Kultgedicht von Allen Ginsberg aus den Zeiten der Beatgeneration, wird es hingegen schwer haben, in Deutschland ueberhaupt seinen Weg ins Kino zu finden. Arte, uebernehmen Sie.

Ordentlich auf die Fresse gab es in Yuen Woo Pings Martial Arts Epos True Legend. Fast drei Stunden gibt es hier hochwertigen Multiplex-Pruegel-Spass fuer die Fans und solche, die es werden wollen. Gekonnte Schelte, der man einen Kinostart wuenschen wuerde. Am Horizont zeichnet sich jedoch nur ein DVD-Start ab.

Dass Ben Stiller immer mal wieder seine ernste Seite zeigt weiss man nicht erst seit den Royal Tennenbaums. Auch in Greenberg, einer angenehm zurueckgelehnten Tragikomoedie in der einen mental leicht derangierten Neurotiker auf dem Weg zurueck ins Leben spielt, macht der Clown vom Dienst ein weiteres mal Ernst. Ihm dabei zuzusehen ist sicherlich nicht die spannendste Erfahrung der Berlinale, aber allemal interessanter als...

Red Hills - Einem australischen Neowestern, der gerne in den uebergrossen Fussstapfen von No Country For Old Men stuende, doch in erster Linie ein hoechst mittelmaessiger und beizeiten langweiliger Tatort im Outback bleibt. Das staendige Geballer macht die Sache auch nicht besser.
Lassen wir an dieser Stelle jedoch Gnade vor Recht ergehen. Nach dem Alltaeglichen Marathon ist man beizeiten auch mal Muede und moechte ein Schlaefchen halten. Ausd diesem Grunde, habe ich wahrscheinlich auch mindestens eine halbe Stunde des Films verschlafen. Vielleicht lohnt ein zweiter Blick. Fuer mich hingegen nicht.

Das bisherige Highlight war in meinen Augen bis jetzt die Dokumentation Exit trough the gift shop des Graffiti Kultstars Banksy. eIN GRANDIOSER mitreissender Knaller von einer Dokumentation, die vom Aufstieg und Fall der Street Art, ihren Stars und der Gefahr des Ausverkaufs berichtet. Sicherlich kein Perfekter Film, aber dafuer einer, von dem man noch hoeren wird und der allen Lesern dieser Zeilen herzlich empfohlen sei.

Berlinale

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