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Hybridlehre - Ein Semester zwischen Präsenz- und Onlinelehre

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Wann warst du das letzte Mal auf dem Campus? Besonders Studierende in fortgeschrittenen Semestern antworten hier meist ähnlich theatralisch, wie das „It’s been 84 years“-Meme aus dem Film Titanic. Denn auch wenn es keine 84 Jahre waren, fühlt es sich doch an, als wäre eine Ewigkeit vergangen. Eine solche Ewigkeit, dass viele Studierende bereits die Hälfte ihres Bachelors geschafft haben, ohne je die Universität von innen gesehen zu haben. Dies soll sich jedoch bald ändern. Zumindest teilweise mit der Hybridlehre im Wintersemester 2021/2022.

Was ist der Plan?

Wenn man sich in die Tiefen der Coronainformationsseiten der Universität stürzt, fällt besonders ein Mantra auf: So viel Präsenz wie möglich. Dies soll durch das universitätseigene Sicherheitskonzept realisiert werden. Das Sicherheitskonzept sieht eine maximale Belegung der Räume von bis zu 60 Prozent vor. Darüber hinaus müssen ausreichende Belüftungsmöglichkeiten gegeben sein. Wer sich also auf die stickigen, fensterlosen Seminarräume im Philosophikum gefreut hat, muss sich noch ein bisschen gedulden. Zusätzlich zum Raumkonzept werden auch die AHA-Regeln weiter beibehalten, sowie die Maskenpflicht. Abgerundet wird das Sicherheitskonzept durch 3G. Studierende und Lehrkräfte müssen künftig einen aktuellen Test aus einem offiziellen Testzentrum vorweisen oder einen Immunisierungsnachweis erbringen. Letzteres kann man auch mit einem Aufkleber auf der UniCard nachweisen. Diese wird es zu Semesterstart an einigen Orten auf dem Campus geben.

Logistische Herausforderungen:

Viele Studierende konnten die Rückkehr zur Präsenzlehre kaum abwarten. Sie haben den Austausch vermisst und in manch dunkler Stunde selbst die Beinah-Unfälle mit rasenden Fahrradfahrern vorm Hauptgebäude – es wäre wenigstens wieder ein bisschen Kontakt zu anderen Studierenden. Für Andere, die nicht in Fahrradfahrnähe wohnen, stellt die Hybridlehre jedoch eine logistische Herausforderung dar. Denn das, was nicht in Präsenz stattfindet, wird weiterhin online sein. Ab einer halben Stunde Anfahrt wird die Stundenplanplanung dann zu einer Herausforderung. Lösungen hierfür versucht die Universität durch ein Angebot an Arbeitsplätzen zu decken. Mehr Informationen hierzu sollen folgen. Darüber hinaus können Studierende einen Arbeitsplatz in der Universtitätsbibliothek und den Fachbibliotheken buchen. Außerdem soll versucht werden, weiterhin einige Kurse online stattfinden zu lassen oder Live-Streams und Aufzeichnungen zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist und bleibt jedoch eine gute Planung, denn letztlich liegt es in der eigenen Verantwortung, dass die Hybridlehre gelingt.

 Die Auswirkungen der Online-Lehre:

Während der Aspekt der Umsetzung bedeutsam für die anstehende Rückkehr zu einem Präsenzformat ist, ist es auch unerlässlich zu beachten, welche Auswirkungen die Umsetzungsformen auf die Studierenden haben. Zu Beginn der Pandemie stellte das Studierendenwerk eine deutlich größere Nachfrage nach alltagsstrukturierenden Angeboten fest und auch in der Sozialberatung nahmen Themen, wie Studienfinanzierung und Geldsorgen einen größeren Raum ein.

Auch die Nachfrage nach den psychologischen Beratungsangeboten stieg. So berichtet Gabriele Jungnickel, Abteilungsleiterin der Beratungsstelle: „Thematisch bemerken wir mehr und mehr, dass die Pandemie den Studierenden auch psychisch zugesetzt hat.“ Das Wegfallen vom Alltag und weiteren Ablenkungsmöglichkeiten, sowie die zusätzliche Belastung habe bereits bestehende Probleme in den Vordergrund gerückt. Themen wie Einsamkeit, Heim- und Fernweh sowie ein generelles Gefühl der Hoffnungs- und Sinnlosigkeit äußerten viele Studierende. Dennoch könne man annehmen, dass die Online-Lehre auch Vorteile bietet, beispielsweise bezüglich der schwierigen Wohnsituation in Köln oder für die Vereinbarkeit von Studium und Familie. Da es diesbezüglich aber keine Statistiken gäbe, könne man nur spekulieren. Jedoch hält Frau Jungnickel fest: „In der psychologischen Beratungsstelle rechnen wir […] auf jeden Fall noch mit längerfristigen „Nachwirkungen“ dieser Krise auf die jungen Menschen“

Die Präsenzlehre:

Die Rückkehr zur Präsenz kann also Vorteile für die psychische Gesundheit einiger Studierenden bieten. Darüber hinaus wirkt sich Präsenzlehre auch auf den Prozess der Lerninhaltsvermittlung aus. Prof. Dr. Nicolas Pethes ist Dozent für “Neuere deutsche Literaturwissenschaft” und plant im kommenden Semester seine Seminare in Präsenz abzuhalten. Für ihn ist der Vorteil des klassischen Seminarkonzeptes, dass man durch körpersprachliche Interaktion und spontane Reaktion das Gefühl bekommt, Teil einer Lerngruppe zu sein. Dies begünstige Diskussionen und Auseinandersetzungen im Seminar: „Ich glaube, dass sich Online-Tools sehr gut zur Wissensvermittlung eignen, also zur bloßen Information […]. Lernen an einer Universität ist aber ja genau nicht beschränkt auf das Vermitteln von Informationen, sondern sollte damit zu tun haben, dass man sich in den 90 Minuten Unterricht selbst als Teil eines Problemlösungsprozesses erlebt.“ Ob dieser wichtige Effekt trotz Abstandsregeln zum Tragen kommt, sieht er jedoch kritisch.

Die Hybridlehre:

 Für einen Großteil der Studiengänge ist die Hybridlehre ein vollkommen neues Konzept. Es gibt jedoch auch Ausnahmen hiervon. So auch Phillips Studiengang. Er studiert Sportjournalismus an der Spoho und „für das Sportstudium ist ja die Präsenzlehre essenziell.“. Zunächst waren aber auch die Sportstudierenden auf die Onlinelehre beschränkt. „Das hat der ganzen Sache aber keinen Abriss getan,“ berichtet Phillip „Der Lerninhalt war immer noch derselbe, mit derselben hohen Qualität. […] Die Umstellung [auf Zoom] war schwer. […] Die Lerninhalte wurden aber genauso gut vermittelt, das war fabelhaft! Da habe ich auch großen Respekt vor den Dozenten“. Durch das komfortable Arbeiten zuhause wurde, laut Phillip, das Lernen deutlich erleichtert. Trotzdem empfand er den Wechsel zur Hybridlehre gelungen. Die größte Herausforderung stellte hierbei der Wechsel zwischen Online- und Präsenzlehre dar. „Das hat die ganze Sache etwas stressig gemacht, weil man dann halt schnell von A nach B tuckern musste.“ Mit dem Verständnis der Dozierenden sei dies aber machbar gewesen. 

Fazit:

Die Hybridlehre wird vieles, an das wir uns in den letzten 1,5 Jahren gewöhnt haben, verändern. Für die einen wird es Probleme beseitigen oder zumindest die Herausforderungen des Studiums minimieren, beispielsweise durch die Bereicherungen für die Lehre und die Rückkehr eines Alltags. Auf die anderen werden Herausforderungen zukommen, wie das Pendeln oder die Sorge vor einer Infektion. Es wird sicher nicht für alle ein einfacher Wechsel werden, aber mit Verständnis und Flexibilität werden sicher viele Hürden gemeistert werden. Sodass wir alle einen Schritt weiter Richtung Normalität gehen können.

 

Quellen:

https://portal.uni-koeln.de/coronavirus/informationen-fuer-studierende-und-lehrende

https://www.ub.uni-koeln.de/lernen_arbeiten/arbeitenusb/coronaoeffnung/index_ger.html

https://portal.uni-koeln.de/sites/uni/images/Aktuell/corona/Praesentation_Regelungen_Wintersemester_2021-22.pdf

https://portal.uni-koeln.de/sites/uni/images/Aktuell/corona/021_Impfumfrage_uzk.pdf

 

 

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