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Eine Stadt der Zukunft – klimagerechte Mobilität in Köln

Verfasst von Lea Katharina Pflüger am

Paul Böhm

Brummende Motoren, dreckige Luft und Schmutz überall – so ist die Innenstadt Kölns in den Vorstellungen vieler. Aber so soll es nicht sein. Wo heute noch umweltschädliche SUVs die Luft verpesten sollen in Zukunft Kinder spielen, E-Busse und Fahrräder fahren und Grünflächen entstehen. Eine Verkehrswende reduziert also nicht nur den Ausstoß von CO2 sondern macht die Stadt auch lebenswerter und günstiger. Aber wie wird solch klimagerechte Mobilität in Köln umgesetzt?


Stadt Köln möchte menschengerechte und umweltverträgliche Mobilität


Die Stadt Köln sieht sich als „lebenswerte und klimafreundliche Stadt“ und möchte den öffentlichen Nahverkehr weiter ausbauen. Mit dem „Green City Masterplan“ und dem Projekt „Köln mobil 2030“ soll nachhaltige Mobilität in Köln gefördert werden. 3.6 Milliarden Euro sollen dafür investiert werden. Unter anderem wird der Verkehr digitalisiert, der ÖPNV weiter vernetzt, der Radverkehr gefördert und der Verkehr elektrifiziert. Gerade die KVB leistet also einen großen Beitrag zur Verkehrswende in Köln. Stephan Anemüller, Nachhaltigkeits-Koordinator der KVB, sagt: „Die KVB ist in der Lage, den CO2-Ausstoß je Fahrgast-Kilometer bis 2030 auf lediglich sieben Gramm CO2 zu reduzieren. Das ist im Vergleich zum Pkw (auch bei kleineren Mittelklassewagen stets über 100 g/Personen-km) ein sehr sehr guter Wert.“ Die KVB bezieht zum Betrieb von Licht, Klimaanlagen und Ticketautomaten Ökostrom und will bis 2030 komplett auf Elektromotoren für Busse umsteigen.


Bündnis Verkehrswende Köln kritisiert Stadt Köln


Während das in der Theorie sehr vielversprechend klingt, kritisiert Barbara Kleine vom Bündnis Verkehrswende Köln die Stadtverwaltung. Das Bündnis setzt sich für nachhaltige Mobilität und fordert „eine Stadt mit viel Aufenthaltsqualität und sauberer Luft“ Die Forderungen werden in die Entscheidungsgremien der Stadt Köln gebracht. Vor allem die Parteien Bündnis90/Die Grünen, die Linken, Volt, Klimafreunde, GUT und Die Partei würden mit dem Bündnis kooperieren. Klar kritisiert wird die Planung des Ost-West Tunnels, laut Frau Kleine ein „irrsinniges Vorhaben“. Vom Heumarkt bis zum Aachener Weiher soll ein langer Tunnel gebaut werden. Dem Bündnis zufolge sei das zu teuer, zu zeitintensiv und zu risikoreich. Der Platz, den der Tunnel schaffen würde, würde von mehr PKVs genutzt werden und trage so nicht zur Verkehrswende bei. Eine U-Bahn sei zudem sehr viel emissionsreicher als eine Straßenbahn. Die Stadt Köln reagiere auf Forderungen oft gar nicht oder mit Unmut. Das 365€ Ticket sei zum Beispiel nicht umsetzbar. Am 28.08.2021 organisiert das Bündnis einen Aktionstag Verkehrswende Köln von 11.00 Uhr - 17.00 Uhr auf dem Neumarkt. Damit will das Bündnis im Hinblick auf die Bundestagswahl nochmal die Verkehrswende fordern.


Aktueller Verkehr nicht nur klimaschädlich sondern auch sozial ungerecht


Joachim Heier, Mitglied im Koordinierungskreis der Kampagne einfach.umsteigen des globalisierungskritischen Netzwerks Attac fordert sozialökologische Transformation. Lebensqualität sei sehr ungleich verteilt, da der Verkehr auf private Autos ausgelegt sei. Der Zeitwohlstand sei wichtiger als der materielle Wohlstand, so Heier. Eine Verkehrswende würde also nicht nur das Klima schonen sondern auch Zeit für Familie, Freunde und Arbeit fairer verteilen. Um eine Veränderung zu erreichen müssen Transformationsräte mit Menschen aus Industrie, Politiker und Wissenschaft die Mobilität der Zukunft entwickelt werden. Beschäftigte in der Automobilindustrie sollen in der Mobilitätsindustrie unterkommen, so Heier. Er zeigt sich zuversichtlich was Veränderungen angeht, laut der Kampagne stehe klimagerechte Mobilität „nicht mehr im Hintergrund, es gibt sehr viel Bewegung, es gibt Bündnisse, und fast jeden Tag in den Medien Berichte.“


Architekt Paul Böhm entwickelt grünes Konzept für die „Neue Mitte Köln“


Aber wie genau könnte Köln als Stadt der Zukunft aussehen? Architekt Paul Böhm, bekannt unter anderem für die Zentralmoschee in Ehrenfeld, visualisiert ein neues Städtebild für Köln. „Für eine lebenswerte und zukunftsrelevante Stadt wollen wir die Stadt neu denken und so neue Perspektiven für die Stadtentwicklung eröffnen“, so Böhm über die Aktion Neue Mitte Köln. Denn die Pläne der Stadt Köln seien immer zu kurzfristig, nicht zukunftsbezogen genug gedacht. An einem neuen Stadtkonzept mit Umdenken des Verkehrs und mehr Umweltfreundlichkeit führe für ihn “kein Weg vorbei”. Voraussetzung für das Projekt wäre die Verlegung des Hauptbahnhofs und damit des Verkehrsschwerpunkt nach Kalk. Der Hauptbahnhof sei in seiner Kapazität strapaziert, die elf Gleise werden dem Verkehrsaufkommen nicht gerecht. Fernverkehr bleibe mit dem neuen Konzept weg von der Innenstadt Kölns, lokale Bahnen führen unterirdisch. Auf diese Weise würde Raum geschaffen für Grünflächen, Fahrradwege und Gebäude. Dies trage auch zur rechtsrheinischen Stadtentwicklung bei. Die Website zeigt Imaginationen von einem Park auf der Hohenzollernbrücke, ein Grünstreifen wo jetzt Schienen liegen –„eine grüne Ader in die Stadt“. Der dann leere Hauptbahnhof solle bestehen bleiben, als Konzerthalle, Museum oder Einkaufszentrum. Vorgestellt wurde der Entwurf bereits, laut Böhm seien sowohl die Regierung der Stadt Köln, vor allem Oberbürgermeisterin Henriette Reker, und die Deutsche Bahn überzeugt von Aspekten oder Planung. Woran es scheitere sei klar: zum einen “tun sich die Leute, wie beim Klimawandel auch, schwer den ersten Schritt zu tun”. Diese Trägheit sei dem geschuldet, dass Politiker nur für wenige Jahre gewählt werden würden - ein solches Projekt aber sehr lange dauert. 30 - 50 Jahre würde es dauern, je nachdem welche Elemente tatsächlich umgesetzt werden. Nur zehn bis zwölf Jahre allerdings bräuchte es für die Verlegung des Bahnhofs. Ein weiterer Grund für die Verzögerung des Projekts sei, dass die Stadt Köln Angst habe, Gelder zu verlieren, wenn zu groß und zu langfristig geplant würde. Paul Böhm hat eine Petition gestartet, die die Stadt Köln dazu auffordert, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Expert:innen sollen prüfen wie das Projekt realisierbar ist und was verbessert werden kann.


Klimagerechtes Köln ist machbar


Es gibt also viele Pläne und Projekte, die Köln zu einer klimagerechten, zukunftsfähigen Stadt machen werden. Die Stadt Köln ist sich sehr bewusst, dass eine Verkehrswende nötig ist, und die Mobilität in der Stadt längerfristig umgedacht werden muss. Der Wandel vom Personenbezogenen Verkehr zum öffentlichen Nahverkehr bringt nicht nur Entlastung für die Umwelt. Auch ergibt sich so neue Infrastruktur, die die Lebensqualität erhöht, und die soziale Gerechtigkeit wird gesteigert. Wichtig ist, dass die Regierung die ersten Schritte macht. Ob Köln in Zukunft so aussieht, wie Paul Böhm es sich ausmalt ist nicht sicher, ein umweltfreundliches Köln ist aber sehr erstrebenswert.


Link zur Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-ein-lebenswertes-und-modernes-koeln-jetzt-machbarkeitsstudie-zur-neuen-mitte-koeln-unterstuetze

Quellen: 

Stadt Köln

Stephan Anemüller, KVB

Barbara Kleine, Bündnis Verkehrswende Köln

Joachim Heier, Attac Kampagne einfach.umsteigen

Paul Böhm,  Neue Mitte Köln 

Bild: Architekturbüro Paul Böhm

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