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Generation "Beziehungsunfähig"

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Unsplash/Renee Fisher
Unsplash/Renee Fisher

Romantische Beziehungen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Dennoch träumen viele, die zum Beispiel monogam leben, immer noch von einer altmodischen und romantischen „Love-Story“, so wie bei unseren Großeltern - doch oft scheitern wir daran.

Was hat sich verändert?

„Anderen Bereiche wird häufig eine größere Bedeutsamkeit beigemessen, was nebenbei natürlich sehr persönlich und in jedem Fall absolut legitim ist. Ich könnte mir aber vorstellen, dass viele Menschen in Beziehungen gehen, ohne bereit für ein emotionales Investment zu sein, was langfristig Hand in Hand mit einer funktionierenden Bindung geht“, denkt Cosmea (20, Studentin) über die Frage, ob unsere Generation beziehungsunfähig ist.

Nach der Bindungstheorie (1958) von John Bowlby (Kinderpsychiater und Psychoanalytiker) heißt es, dass wir ein angeborenes Bedürfnis nach einer engen und stabilen Bindung haben – wir brauchen also eine solche Bindung, um psychisch gesund zu bleiben.

Für den einzelnen Menschen kann sich so eine emotionale Intimität aber auch ändern. Zum Beispiel werden wir durch Trennungen vorsichtiger oder sogar misstrauischer. Dadurch können sich dann die sogenannten Bindungsängste entwickeln.

„Das ist eine komplexe Frage, die man wahrscheinlich nie voll beantworten kann. Ich glaube unserer Generation fällt es deutlich schwieriger verbindlich zu sein. Wir leben momentan sehr zukunftsbasiert und sind wahrscheinlich zu bestimmten Situationen viel zu wenig im Hier und Jetzt”, fügt Cosmea noch hinzu.

Dating-Life

Ein Bestandteil unserer Generation sind Dating-Apps. Durch ein Profil bestimmen wir, wer die große Liebe sein könnte. Bei manchen funktioniert es, bei einigen ist es dann doch eher ein Zeitvertreib, um in Kürze viele neue Leute kennenzulernen und ein Verlangen immer etwas Besseres zu finden. Wir scheinen uns dadurch weniger auf das Wesentliche zu konzentrieren. Außerdem scheitern schon viele am Durchhaltevermögen. Somit wird dann auch in schwierigen Zeiten viel zu schnell aufgegeben.

Bindung vs. Autonomie

Der Beziehungscoach Emanuel Erk erklärt auf seinem Blog, dass zu einer Beziehung sowohl die Bindung als auch die Autonomie gehört: „Wenn wir das einsehen und aufeinander eingehen, dann kann in deinem Beziehungsleben magisches entstehen“.

In vielen Beziehungen ist dieses Verhältnis jedoch nicht ausgewogen: entweder ist der Wunsch nach Freiheit so groß, dass eine Beziehung damit nicht konform wäre, oder, wie Emanuel Erk erklärt, man versucht sich vor Schmerzen zu schützen, und somit dann auch vor einer Beziehung.

Sind wir die Generation „beziehungsunfähig“?

Es ist schwierig unsere Generation so zu definieren. Nach aktuellen Studien, darunter die Shell-Jugendstudien, sind wir auf jeden Fall nicht „Generation Beziehungsunfähig“. Unsere Werte sind demnach nach wie vor von Qualität geprägt.

Unsere Generation ist definitiv schnelllebiger als damals, mehr von Autonomie geprägt, und vor allem im Bereich Beziehungen offener als je zuvor. Es kommt also auf das Individuum an: Wie ist mein Charakter? Wie bin ich aufgewachsen? Wie bin ich erzogen worden? Was sind meine Prinzipien? Habe ich ein Trauma? Es gibt so viele verschiedene Arten von Beziehungen. Wichtig bei jeder ist jedoch: man muss selbst emotional stabil sein und wissen, was man sich von seinem*seiner Partner*in wünscht. Und vor allem sollte man bereit dafür sein und sich nicht unter Druck setzen lassen - auch nicht von der Gesellschaft und dem Gedanken nach der perfekten „Love-Story“.


Quellen:

https://www.deutschlandfunk.de/michael-nast-vs-stefanie-stahl-machen-tinder-und-co-uns.2927.de.html?dram:article_id=469788

https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article154047201/Ist-die-wahre-Liebe-noch-zu-retten.html

https://www.emanuelerk.com/generation-beziehungsunfahig-bindungsangst-erkennen-und-uberwinden-3/


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