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5G - Fortschritt oder Risiko?

Verfasst von Niklas Runge am

(CC-0) fancycrave1 / pixabay.com

Aus 3G mach 5G 

Ab dem 30.06.2021 schaltet die Telekom das 3G-Netzwerk ab. Wer noch ältere Handys wie das iPhone 4 benutzt, hat dann keinen Zugriff mehr auf das mobile Internet. Die 3. Generation des deutschen Mobilfunks wird nun abgelöst durch die 5. Generation, LTE-Advanced oder einfach 5G. Und auch wenn die EU im internationalen Vergleich noch etwas hinterherhinkt, so beschleunigt sich doch der Ausbau sowie die Umrüstung des neuen Mobilfunknetzes.

Was kann 5G?

Die Einführung von 5G soll das mobile Internet enorm verbessern. LTE oder 4G erreicht momentan eine Downloadrate von 300 Megabits pro Sekunde. Durch 5G sollen allerdings Downloadraten von bis zu 10 Gigabits pro Sekunde möglich werden. Das ist 20 mal so schnell wie zuvor! So schnell, das man damit einen ganzen Film von Netflix innerhalb von 6 Sekunden runterladen kann.

Durch die blitzschnelle Datenübertragung können Computer und Handys fast in Echtzeit miteinander kommunizieren.

Das ist besonders hilfreich für autonome Fahrzeuge, aber auch VR-Spiele profitieren davon. Außerdem sollen Logistik und industrielle Prozesse effizienter gestaltet und in Echtzeit gesteuert und angepasst werden. Auch in der Medizin gibt es im Bereich der Telerobotik interessante Anwendungen. Durch den augenblicklichen Datenaustausch soll es Chirurg*innen mithilfe von ferngesteuerten Robotern unabhängig von ihrem Standort aus möglich sein, lebensrettende Operationen überall in der Welt durchzuführen. Mit ähnlicher Technologie soll es in Zukunft auch für Kran- und Baggerführer*innen möglich sein, von Zuhause aus an Baustellen überall in der Welt zu arbeiten. 5G verspricht also Neuerungen und Verbesserungen in allen möglichen Bereichen. Allerdings trauen nicht alle der neuen Technologie.

Ist 5G gefährlich?

Die Bürgerinitiative “Stoppt 5G - Initiative für eine gesunde Lebenswelt” leistet, seitdem der Ausbau des neuen Netzes begonnen hat, Widerstand. Auf der Website der Initiative finden sich viele Argumente gegen 5G, vor allem die gesundheitlichen Folgen für den Menschen werden hervorgehoben. Auch auf Instagram oder Facebook findet man vermehrt Gruppen oder Accounts, die Content über vermeintliche Gefahren von 5G teilen. In den Kommentaren werden Erfahrungsberichte über Abschottungsmöglichkeiten gegen die tödliche Strahlung ausgetauscht, andere klagen über Schlafstörungen, Kopfschmerzen und sogar ein Anstieg der Krebsrate wird dem neuen Mobilfunk unterstellt.

Wie funktioniert 5G?

Die neue 5G-Technologie funktioniert, ähnlich wie auch die 4. Generation des Mobilfunknetzes, durch elektrische Felder. Die Sendemasten sowie das Endgerät senden Strahlung, tauschen dadurch Daten aus und machen mobiles Internet und Telefonie so möglich. Die Strahlen, die versendet werden, sind dabei gar nicht so unähnlich zu einer uns sehr gut bekannten Strahlung: dem Sonnenlicht.

Das Elektromagnetische Spektrum klassifiziert verschiedene Strahlungen auf einer Skala, die die unterschiedliche Energieladung von schwach zu stark einordnet. Die Strahlung, die bei 5G zum Einsatz kommt, gehört zu den Mikrowellen. Bereits energiereicher als Mikrowellen ist das Spektrum von Strahlung, das wir als sichtbares Licht kennen. Dazu gehört das Sonnenlicht aber auch ultraviolette oder Infrarot-Strahlung. Danach kommt die ionisierende Strahlung, besser bekannt auch als radioaktive Strahlung. Die Strahlung in diesem Bereich besitzt so viel Energie, dass die Atome, auf die sie trifft, ionisieren. Das bedeutet, dass sie ihre elektrische Ladung ändern. Durch die Ionisierung können Zellen im menschlichen Körper verletzt und auch das Krebsrisiko erhöht werden.

Auch die Mikrowellen, die bei 5G zum Einsatz kommen, können Auswirkungen auf unsere Zellen haben. Ihre Energie ist zwar zu gering, um das Erbgut zu schädigen, dennoch können sie, wie man es auch von dem gleichnamigen Küchengerät kennt, andere Stoffe erhitzen. So auch zum Beispiel das Gewebe im Kopf, wenn man sich bei einem Anruf das Handy ans Ohr hält.

Wer überwacht 5G?

Damit dies nicht zu gesundheitlichen Schäden bei Menschen führt, gibt es das Bundesamt für Strahlenschutz, kurz BfS. Das BfS hat Grenzwerte festgelegt, die vorschreiben, wie viel Mikrowellenstrahlung wir ausgesetzt werden dürfen. Dazu gehört zum Beispiel, dass sich das Ohr eines Handynutzenden nicht mehr als 1 Grad erwärmen darf, aber auch viele andere Grenzwerte, die laut Angaben des BfS momentan “nur zu einem geringen Prozentsatz ausgeschöpft” werden. Das BfS begutachtet und empfiehlt ständig neue Studien über die gesundheitlichen Auswirkungen von Mobilfunk und auch viele alte Studien lassen sich auf das neue 5G-Netz übertragen, da viele technische Aspekte mit bisherigen Mobilfunk-Generationen vergleichbar sind. So zum Beispiel der genutzte Frequenzbereich. Werden die Grenzwerte eingehalten, sieht das BfS nach Begutachtung aller relevanten Studien “keine bestätigten Belege für eine schädigende Wirkung des Mobilfunks”.

Was bringt die Zukunft?

Und doch besteht in manchen anderen Punkten für das Bundesamt für Strahlenschutz noch Klärungsbedarf. Durch die immer steigende Menge an Daten werden auch immer mehr Sendestationen benötigt. Dabei kommt auch eine neue Sendetechnologie, die Massive-MIMO-Antenne, zum Einsatz. Diese Antennen sollen das Handysignal auf die Endgeräte fokussieren. Nach Einschätzungen des BfS könnte es dadurch in bestimmten Situationen zu einer kurzzeitig erhöhten Strahlenbelastung für Nutzer*innen kommen. Das könnte zum Beispiel dort auftreten, wo viele Menschen zusammenkommen und es viele Sendestationen gibt. Das BfS sagt aber, dass auch in diesen Situationen die Strahlung weit unter den akzeptablen Grenzwerten liegen sollte.

Trotzdem kann auch das BfS nicht in die Zukunft blicken. Es wird vor wissenschaftlichen Unsicherheiten gewarnt, da die Technologie insgesamt noch zu jung ist, um mögliche Folgen über einen Zeitraum von 20-30 Jahren beurteilen zu können. 5G ist außerdem nicht die einzige Strahlung, der wir tagtäglich ausgesetzt sind. Deswegen empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz auch Vorsorgemaßnahmen, informiert und setzt sich für Minimierung ein.


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