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Alkohol - yea or nay?

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Ungefähr 75 Millionen Liter Glühwein werden jährlich auf Weihnachtsmärkten im deutschsprachigen Raum getrunken. Um sich beim Stöbern auf dem kalten Markt mit einem heißen Glühwein aufzuwärmen, ist das ja auch wirklich nett. Und bei einem Treffen mit Freund*innen in die weihnachtliche Atmosphäre einzutauchen, lohnt sich ebenfalls. Da bleibt es oft nicht bei einem Becher des süßen alkoholischen Getränks.

Aber auch den Rest des Jahres trinken die Deutschen viel Alkohol: Durchschnittlich 10,6 Liter Reinalkohol pro Person (DHS Jahrbuch Sucht 2019). Das entspricht über 700 Flaschen Bier im Jahr! Damit gilt Deutschland als Hochkonsumland. Laut Drogen- und Suchtbericht 2019 der Drogenbeauftragten der Bundesregierung trinken 33,4 Prozent der 18- bis 25-Jährigen mindestens einmal in der Woche Alkohol und 37,8 Prozent haben sich im vergangenen Monat sogar in einen Rauschzustand getrunken, von dem man ab einem Blutalkoholwert von 1,0 Promille spricht. Während eines Rauschs kommt es oft zu leichtsinnigem Verhalten und Unfällen. Allerdings verliert man auch seine Hemmungen, was in manchen Situationen als positiv bewertet werden kann.


Bei Ersti-Veranstaltungen gehört Alkohol dazu

Für viele Studierende ist regelmäßiges Trinken ganz normal. Schon zu Beginn des Studiums geht es in sogenannten Ersti-Veranstaltungen nicht nur ums Kennenlernen, sondern auch um Alkohol. Kathi, eine der Ersti-Beauftragten der Fachschaft Musikvermittlung an der Universität zu Köln, erzählt, dass es für neue Studierende des Studiengangs mehrere Angebote gibt: Den Kennenlernabend in einem Kölner Brauhaus und eine Kiosktour mit verschiedenen Spielen – unter anderem Flunkyball. Außerdem eine Ersti-Fahrt in einem Selbstversorgerhaus, bei der die Mitnahme von Alkohol ausdrücklich empfohlen wird. Im Mittelpunkt stehen bei allen Veranstaltungen aber das Zusammenkommen, sich Kennenlernen und Spaß haben. Mit Alkohol geht das eben oft leichter. „An allen Veranstaltungen kann man aber auf jeden Fall auch teilnehmen, wenn man keinen Alkohol trinken möchte!“, betont Kathi.


Spaß auch ohne Alkohol?

Maschinenbau-Student Clemens trinkt aus Überzeugung keinen Alkohol. Als viele seiner Freund*innen angefangen haben, Alkohol zu konsumieren, hat er sich Gedanken über die Trinkkultur gemacht. Mit dem Ergebnis, dass er Alkohol nicht nutzen möchte, um sich auf die Tanzfläche zu trauen oder eine Party zu genießen. Wenn um ihn herum alle betrunken sind, stört ihn das nicht: Die gute Stimmung kann er trotzdem annehmen, dabei aber die Kontrolle behalten. Obwohl es für Clemens gar kein großes Thema ist und ihm Alkohol auch einfach gar nicht schmeckt, muss er auf jeder Party diverse Fragen der Trinkenden beantworten: Sag mal, trinkst du nicht? Trinkst du nie oder nur heute nicht? Warum nicht, wenn ich fragen darf? Als Antwort kommt dann schon mal ein: „Ich muss nachher noch U-Bahn fahren.“ Ergibt nicht so viel Sinn, wird aber meistens akzeptiert.


Alkoholkonsum bleibt nicht ohne Folgen

Dabei gibt es tatsächlich viele gute Gründe, keinen Alkohol zu trinken. Probleme machen nicht nur der Kater am nächsten Morgen. Schon während des Alkoholkonsums kann es eine ganze Reihe negativer Auswirkungen auf die Psyche, das Verhalten und die Motorik geben. Der Alkoholatlas 2017 zeigt, dass diese von Konzentrationsschwächen, Einschränkungen der Bewegungskoordination über erhöhte Reizbarkeit, Sprachstörungen, ein vermindertes Reaktionsvermögen, Stimmungsveränderungen und Orientierungslosigkeit bis hin zu Erbrechen, Muskelerschlaffung, Bewusstlosigkeit oder sogar Tod führen können.


Alkohol ist gesundheitsschädlich

Ein hoher Alkoholkonsum hat aber auch langfristig Folgen: Alkohol ist ein Zellgift und wird als krebserzeugende Substanz eingestuft. Trinkt man zu viel davon steigt das Risiko an Krebs der Mundhöhle und des Rachens, des Kehlkopfs, der Speiseröhre, der Leber, des Darms sowie bei Frauen an Brustkrebs zu erkranken. Im Jahr 2010 gab es schätzungsweise 13.000 Krebs-Neuerkrankungen, die auf Alkohol zurückzuführen waren. Auch an der Entstehung von über 200 anderen Krankheiten ist Alkohol beteiligt. 2012 gab es 530.000 Krankenhausbehandlungen von 15- bis 64-Jährige, die auf Alkoholkonsum zurückzuführen waren. 64 Prozent davon bekamen die Diagnose „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“.


Gefahr Alkoholabhängigkeit

Unter gewissen Bedingungen kann der Alkoholkonsum sogar in die Abhängigkeit führen. Diese gilt als erlerntes Verhalten, bei dem Alkohol genutzt wird, um die psychische Ausgeglichenheit zu steigern. Wird regelmäßig zu viel Alkohol konsumiert, die Kontrolle über die Menge verloren, muss immer mehr getrunken werden, um eine Wirkung zu spüren, besteht ein starkes Verlangen nach Alkohol oder entsteht sogar ein körperliches Entzugssyndrom, wird von einer Alkoholabhängigkeit gesprochen. Diese entwickelt sich meist über einen längeren Zeitraum und wird nicht sofort bemerkt. Oft besteht parallel dazu noch eine psychiatrische Erkrankung. In Deutschland gibt es 1,77 Millionen alkoholabhängige Menschen zwischen 18 und 64 Jahren (www.aktionswoche-alkohol.de).

In geringen Mengen kann man Alkohol aber trotzdem zu sich nehmen. Die Empfehlungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen liegen bei ca. 0,6 Litern Bier oder 0,3 Litern Wein täglich bei Männern und bei Frauen bei der halben Menge. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass es keinen risikofreien Alkoholkonsum gibt. Der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt wärmt übrigens nicht. Laut dem unabhängigen Informationsportal „Alkohol? Kenn‘ dein Limit.“ kühlt Alkohol den Körper sogar aus. Also sollte man in Zukunft vielleicht doch lieber Kinderpunsch trinken.

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