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Online-Shopping - bequem und fortschrittlich! Aber ist das wirklich so?

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Die Weihnachtsmärkte haben eröffnet – die Vorweihnachtszeit beginnt! Und damit auch der Stress des Geschenkekaufens. Natürlich kann man raus in die Kälte und sich in der Innenstadt von Geschäft zu Geschäft drängeln. Aber das geht doch auch viel bequemer und von zu Hause aus.

Kleidung, Bücher, Möbel, Elektrogeräte und sogar Lebensmittel – im Internet kann man in unzähligen Online-Shops alles problemlos finden, bestellen und dann direkt bis an die eigene Haustür liefern lassen. Dieses Angebot nutzen immer mehr Konsumenten. Im letzten Jahr haben 80% der 14- bis 29-Jährigen online geshoppt. Insgesamt liegen die durchschnittlichen Ausgaben eines Online-Shoppers bei 1303€ im Nonfood-Bereich. Im Onlinehandel wurden 2018 53,3 Mrd. Euro Umsatz gemacht – Tendenz steigend!

An die Folgen des Online-Shoppings für Paketdienste, die Umwelt und den Einzelhandel denken die meisten Menschen wahrscheinlich erstmal nicht. Wenn man aber etwas genauer hinsieht, lassen sich einige Gründe finden, die gegen das Bestellen im Internet sprechen.


Mehrere Millionen Paketsendungen täglich

Die Auswirkungen dieser Entwicklung lassen sich in diversen Bereichen finden. Laut Achim Gahr, Leiter der Pressestelle Mitte der Deutschen Post DHL Group, werden bei der Deutschen Post täglich durchschnittlich 5 Millionen Pakete ausgeliefert, 2010 waren es noch 2,6 Millionen. In der Vorweihnachtszeit steigt die Paketmenge sogar auf mehr als das Doppelte an, nämlich 11 Millionen täglich. Darin sind natürlich auch alle privaten Paketsendungen enthalten. Allerdings wird ein Zusammenhang zwischen wachsenden Online-Bestellungen und dem Ansteigen der jährlichen Paketsendungen deutlich, sieht man sich die dazu passenden Statistiken an.


Erhöhter Arbeitsaufwand in der Vorweihnachtszeit

Um den höheren Arbeits- und Zeitaufwand in der Paketzustellung auszugleichen, stellt die Deutsche Post schon ab Oktober zahlreiche zusätzliche Paketzusteller*innen ein. Auch die 55.000 eigenen Fahrzeuge reichen in der Vorweihnachtszeit nicht mehr aus. Die Flotte wird mit rund 12.000 angemieteten Fahrzeugen aufgestockt. An der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 Stunden der Mitarbeiter*innen der Deutschen Post ändert sich durch das erhöhte Paketaufkommen nichts, versichert Achim Gahr. Jeder Bezirk wird individuell betrachtet, so dass an einem Halt mehrere Pakete ausgeliefert werden.

Wie die Arbeitsbedingungen bei den zahlreichen privaten Paketdiensten aussehen, steht immer wieder in der Kritik. Sucht man im Internet nach Jobs als Paketzusteller*innen findet man diverse Stellenangebote, die mit scheinbar hohen Monatsgehaltsangaben oder sogar mit dem Hinweis auf Zuschläge in der Weihnachtszeit locken. Ob der Stundenlohn dann tatsächlich fair ist, wird oft nicht ersichtlich.


Online-Shopping ist nicht umweltfreundlich

Ein Nachteil der Entwicklung des Online-Shoppings ist allerdings eindeutig: Die Homepage der Verbraucherzentrale informiert darüber, dass Online-Handel in vielerlei Hinsicht die Umwelt belastet. Oft sind die Transportwege lang und durch Retouren oder weitere Zustellungsversuche bei nicht Antreffen des Konsumenten verlängert sich die Wege noch zusätzlich. Dies führt zu einem unnötig hohen Benzinverbrauch. Außerdem wünschen Kund*innen sich immer häufiger kürzere und individuell festgelegte Lieferzeiten, durch die eine sparsame Planung der Routen nicht mehr möglich ist.


Große Mengen Müll

Des Weiteren sind die Verpackungen oft nicht umweltfreundlich, da sie nicht mehrfach verwendet werden können und somit einfach im Müll landen. Zusätzlich werden viele Sendungen noch mit Füllmaterial bestückt. Besonders erschreckend und für Verbraucher*innen nicht auf den ersten Blick erkennbar ist die Information, dass viele zurückgeschickte Artikel einfach vernichtet werden. Dies gilt auch für Dinge, die in einwandfreiem Zustand sind und eigentlich wieder in den Verkauf zurückgehen könnten. Doch der damit verbundene Aufwand lohnt sich nicht. In diesem Zusammenhang ist besonders interessant, dass die Hälfte der Kleidungsbestellungen wieder zurückgeschickt wird.


Umweltfreundlicher durch StreetScooter?

Die Deutsche Post bemüht sich mit dem Einsatz von 10.000 sogenannten StreetScootern die Paketauslieferung umweltfreundlicher zu gestalten. Die StreetScooter sind mit vollelektrischem Antrieb ausgestattet, werden mit 100% Ökostrom betrieben und mit ihnen sollen jährlich 36.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Schon vor Jahren hat die Deutsche Post damit begonnen, ihre Flotte strategisch umweltfreundlicher zu gestalten und elektrisch betriebene Fahrzeuge zur Zustellung auf dem Land einzusetzen. Mittlerweile betreibt sie sogar ein eigenes Tochterunternehmen in Zusammenarbeit mit Ford, um die StreetScooter im städtischen Bereich einzusetzen. Dabei ist das Ergebnis immer noch nicht ideal: Die Fahrzeuge müssen eigentlich noch zu häufig nachgeladen werden. Erst bis 2050 sollen die Logistikemissionen laut Achim Gahr auf null reduziert werden.


Deutsche Innenstädte bilden sich zurück

Doch noch weitere Faktoren sprechen gegen das Online-Shopping. Viele Geschäfte in deutschen Innenstädten müssen schließen. Dies führt dazu, dass Verbraucher, die vor Ort ihre Einkäufe erledigen möchten, immer weitere Anfahrtswege vor sich haben. Das ist vor allem in ländlicheren Gegenden problematisch, in denen das Angebot sowieso schon übersichtlicher ist.

Da stellt sich die Frage, ob sich der Weg in die Innenstadt nicht doch lohnt. So kann man den lokalen Einzelhandel unterstützen und wird direkt vor Ort beraten. Außerdem sieht man genau, was für ein Produkt man kauft und kann so Rückgaben vorbeugen. Besonders umweltfreundlich ist das Ganze, wenn für den Hin- und Rückweg das Fahrrad oder die Bahn genommen wird. Und einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt kann man auch noch mit einplanen.


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