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Schnapper: 3000 Euro für die Bachelorarbeit

Verfasst von Selma Schmitt am

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Immer mehr Menschen lassen sich ihre Texte von anderen schreiben und zahlen dafür sehr hohe Preise. Kein Wunder, dass sich dieser Markt professionalisiert hat und mittlerweile Unternehmen diese Dienstleistung anbieten.

Rund 3000 Euro für 40 Seiten BWL

Wissenschaftliches Arbeiten lässt so manche verzweifeln. Ob es an mangelnder Kompetenz, zeitlicher Knappheit oder schlicht Faulheit liegt, die Arbeit an andere abzugeben wirkt verlockend. Wer sich dann fürs Ghostwriting einer Agentur entscheidet, muss ordentlich blechen. 80 Euro pro Seite und 100 falls auch Statistik dabei sein soll. Bei Bachelorarbeiten variiert es je nach Fachrichtung und natürlich Seitenzahl, oft kann man auch den Qualitätsgrad einstellen. So kosten vierzig Seiten BWL meistens um die 3000 Euro.

Offiziell hochqualifizierte Akademiker*innen

Neben den Preisen findet man auch oft eine Spalte „Geist/ Autor werden“. Seriöse Agenturen werben damit, dass bei ihnen nur hochqualifizierte Akademiker*innen arbeiten. Trotzdem, wenn man sich selbst als Autor*innen bewerben möchte, kann man sich auch schon mit seinem Bachelor oder teilweise sogar noch währenddessen bewerben. Je nach Auftrag werde dann der/die passende Schreiber*in gefunden.

Übrigens, in einem Interview mit der faz wird das Gehalt eine*r Ghostwriter*in angegeben: zwischen 20 und 40 Euro je Seite. Der Rest bleibt bei den Agenturen.

Anbieten ist legal, Abgeben nicht

Die Dienstleistung an sich gibt es schon seit Jahrhunderten. Schon früher schrieben andere Reden für wichtige Politiker*innen oder verfassten Biografien. Zum Beispiel steckte Friedrich Engels hinter vielen Schrift seines Freundes Karl Marx.

Illegal ist das Ghostwriting an sich auch nicht, genauso wenig wie die Vermittlung der Schreiber*innen. Allerdings verstößt das Abgeben einer solchen Arbeit gegen das Hochschulgesetz. Man muss nämlich mittels einer eidesstattlichen Erklärung bestätigen, dass man die Arbeit selbst und eigenständig, also ohne fremde Hilfe, verfasst hat. Wird der Betrug aufgedeckt, kann man mit einer Exmatrikulation, einem Bußgeld und weiteren Sanktionen rechnen.

Immerhin muss man keine Angst vor Plagiatsvorwürfen innerhalb der Arbeit haben, bei vielen ist ein Plagiats Check der eigenen Autoren inklusive.

Wissenschaftliches Arbeiten an der Uni

Natürlich dulden die Universitäten Ghostwriting nicht. Auch schon ein Lektorat kann ein Verstoß sein, sofern es sich auch auf inhaltliche Unstimmigkeiten konzentriert. Der Pressesprecher der Universität zu Köln erklärt, dass es „sich nur auf Formalia, wie Rechtschreibfehler oder Formatierung, begrenzen (darf). Sonst wäre es keine eigenständige wissenschaftliche Arbeit.“

Ziel des Studiums sei ja unter anderem, dass „die Methode des wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt wird. Deswegen studiert man hier.“

Trotzdem klagen immer mehr Studierende über mangelnde Vorbereitung auf eine solche Arbeit. Beispielsweise in den wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen schreibt man mit der Bachelorarbeit die erste wissenschaftliche Arbeit. Als Vorbereitung dafür dient nur das Bachelorseminar und eigeninitiativ die Belegung eines Studium Integrale Kurses zum Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten. Dort sollen dann, beispielsweise durch die „Schreibwerkstatt: Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens“, innerhalb von drei Sitzungen á 7,5 Stunden die nötigen Kompetenzen vermittelt werden.

Student Alex sitzt gerade an seiner BWL Bachelorarbeit. Er sieht es kritisch: “Bei einem so mathematischen Schwerpunkt, ohne Berührungspunkte zum wissenschaftlichen Arbeiten, ist es übertrieben 30-40 Seiten auf englisch verfassen zu müssen, ohne Hilfestellung. Die Begleitung durch die Betreuer ist oft sehr unmotiviert, denen ist es nicht wichtig den Leuten zu helfen.”

Das Ziel, die Methode des wissenschafltichen Arbeitens zu vermitteln, ist, zumindest in diesem Fall, nicht geglückt.



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