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Frühstückslektüre | Fridays for Future

Verfasst von Ronja Wirts am

Tippt man „Fridays for Future“ bei Google ein erhält man 1.760.000.000 Vorschläge. Berichte über Schüler, die sich für das Klima einsetzten und Freitags den Unterricht zugunsten von Proteste schwänzen. Die Studenten gehen dabei irgendwie ein bisschen unter. Ich habe mich gefragt, wieso das so ist. Was machen eigentlich die Studenten, während sich die derzeitigen Schüler für unsere gemeinsame Zukunft einsetzen?

Seit ungefähr einem halben Jahr entwickelt sich die Schülerbewegung „Fridays for Future“ bereits. Ausgelöst wurde sie am 20. August 2018, als die junge Schwedin Greta Thunberg anfing die Schule zu schwänzen und stattdessen vor dem schwedischen Reichstag in Stockholm ausharrte. Dabei hatte sie bloß ein Schild mit der Aufschrift: „Schulstreiks fürs Klima“ dabei. Zuerst blieb Greta noch jeden Tag der Schule fern, doch nach einem Monat beschränkte sie ihre Protestaktionen auf die Freitage. Laut eigenen Statements plant das Mädchen nicht eher mit dem Streiken aufzuhören, bis Schweden die Bedingungen des Pariser Klimaabkommen erfüllt.  

Nach und nach erlangte Greta vor allem über die Presse und Soziale Netzwerke immer mehr Aufmerksamkeit für ihre Aktion. Europaweit schlossen sich Schüler und Schülerinnen ihrer Bewegung an und begannen, ebenfalls durch freitägiges Schulschwänzen, für eine konsequentere und schnellere Klimapolitik zu protestieren. In Deutschland fanden diese Streiks das erste Mal im September 2018 statt. Konkrete Kritikpunkte sind zum Beispiel der verspätete Kohleausstieg bis 2038. Die Bewegung wächst stetig weiter und erstreckt sich inzwischen weit über die Grenzen von Zentraleuropa bis nach Kanada und Australien hinaus.

Dadurch hat die Aktion bereits viel Aufmerksamkeit geweckt und wird in Talkshows, Reportagen und Nachrichtensendungen diskutiert. Viele berühmte Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Nobelpreisträger Jacques Dubochet unterstützen die Proteste. Außerdem hatte Greta Thunberg die Möglichkeit auf der Klimakonferenz 2018 zu sprechen und hielt eine Rede, die groß durch die internationale Presse ging. Es tut sich also was – aber immer noch zu langsam.

Trotzdem finde ich persönlich die Aktion „Fridays for Future“ super. Mal ganz davon abgesehen, dass es sich bei der Klimapolitik um ein wirklich wichtiges und alle betreffendes Thema handelt, gefällt mir auch der Gedanke, dass sich Schüler*innen auf der ganzen Welt zu einer vereinten Bewegung zusammenschließen. Der heranwachsenden Generation wird ja häufig vorgeworfen, dass sie zu unpolitisch sei und sich nicht auseichend für ihre eigene Zukunft einsetzt. Durch „Fridays for Future“ habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass diese Vorwürfe nicht zutreffen. Ich finde es toll, dass sich die Schüler und Schülerinnen eigenständig über WhatsApp organisieren und bereue es fast ein bisschen, dass ich nicht mehr zur Schule gehe und damit nicht Teil dieser Bewegung bin.

Und damit wären wir auch am springenden Punkt. Warum bin ich es eigentlich nicht? Wo bleibt die passende Studentenbewegung dazu? Ich zumindest habe in meinem näheren studentischen Umfeld noch nichts von vergleichbaren Aktionen und Protesten gehört. Doch laut verschiedenen Pressequellen beteiligen sich auch Studierende und Azubis an den klimapolitischen Streiks. In einigen belgischen Städten wurde sogar an vereinzelten Freitagen die Abwesenheit von Studierenden an der Universität akzeptiert. Das ist etwas Besonderes, da in Belgien – im Gegensatz zu Deutschland - eine Anwesenheitspflicht für Studierende gilt. Diese Aktion zeigt, dass sich auch zahlreiche Studierende für Proteste interessieren und dass die zuständigen Behörden das Engagement sogar gutheißen und unterstützen.

Bei mir ist bis jetzt aber noch nichts davon angekommen. Irgendwie ist es halt doch – zumindest in Deutschland – eher eine Schülerbewegung. Schade. Schließlich ist Klimapolitik etwas, dass uns alle angeht. Wir, genauso wie die derzeitige Schülergenerationen, sind von den Folgen des Klimawandels betroffen und sollten uns demensprechend auch an den Protesten beteiligen. Vielleicht liegt das Problem in der Organisation. Die Schüler sprechen sich hauptsächlich über WhatsApp- und Facebook-Gruppen wie Klassen- oder Jahrgangschats ab, in denen Studierende oder Azubis natürlich meistens keine Mitglieder sind. Aber letztendlich hindert uns das ja nicht unsere eigene Bewegung auf die Beine zu stellen oder uns besser mit den Schüler*innen zu vernetzten, oder?

Ich würde mich freuen, wenn „Fridays for Future“ weiter wächst und tatsächlich etwas bewegen kann. Die Chance dazu hätten wir auf jeden Fall. Wenn sich jetzt auch noch die Studierenden und andere junge Erwachsene der Aktion anschließen würden, würde das die Bewegung noch einmal unglaublich stärken und weiter legitimieren. Zudem hätten wir als Studierende auch die Möglichkeit flexibler zu agieren, da wir uns zumindest rein formell, um Fehlzeiten und Schwänzen keine Sorgen machen müssen. Also, wenn ihr irgendetwas von entsprechenden Protesten hört: Geht hin und verbreitet das am besten auch noch in eurem Freundeskreis! Und wenn niemand mit euch dahin gehen möchte – ruft mich einfach an . Ich wäre auf jeden Fall dabei.


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