Leitung: Niklas Zahner

magazin@koelncampus.com

Frühstückslektüre I Ich verstehe nur Bahnhof! - Redewendungen auf der Spur

Verfasst von Tatjana Kreuzberg am

Deutschland. Das Land der Dichter und Denker. Ja, das stimmt wirklich! Zumindest wenn man sich die Fülle dieser kleinen skurrilen Ausdrücke anschaut: Genau! Redewendungen. Es gibt sie haufenweise und ihr verwendet sie wahrscheinlich selber im Alltag ohne zu wissen was sie eigentlich bedeuten. Um euch nicht länger unwissend zu lassen, klären wir nun die Bedeutung und Herkunft der Redewendungen. Nicht auch zuletzt, damit ihr mal so richtig klugscheißen könnt. Also Butter bei die Fische!

(CC-0) geralt / pixabay.com

Der Duden definiert eine Redewendung als „feste Verbindung von Wörtern, die zusammen eine bestimmte, meist bildliche Bedeutung haben“. Und tatsächlich muss man nicht lange in sich gehen, um an eine Redewendung zu denken, die ein recht lustiges Bild im Kopf entstehen lässt.

Ein Beispiel das mir schnell in den Sinn gekommen ist, ist folgendes:

„Ein Brett vor dem Kopf haben“

Oft genug muss man sich diesen Satz wohl von vermeintlich schlaueren Freunden anhören, wenn man offensichtlich mal wieder nichts versteht.
Der Ausdruck hat in seinem Ursprung allerdings nichts mit dem Denkvermögen zu tun. Er geht nämlich darauf zurück, dass Bauern störrischen Ochsen früher ein Brett vor den Kopf hängten, um einfacher mit ihnen arbeiten zu können. Auf diese Weise waren die Ochsen weniger schreckhaft, wenn ihnen zum Beispiel Geschirr angelegt wurde. Wenn wir ein Brett vor dem Kopf haben, sind wir also dumm wie ein Ochse. Vielleicht auch nicht die schmeichelhafteste Redewendung aber zumindest wissen wir nun mit wem wir da eigentlich verglichen werden.
Auch sehr beliebt im Repertoire (der Eltern):

„ Jetzt legt doch mal einen Zahn zu!“

Nein, ihr sollt euch nicht spontan einen weiteren Zahn aus dem Zahnfleisch wachsen lassen, sondern euch beeilen. Das dürfte nicht Neues sein aber die Entstehung des Ausdruckes ist dafür umso interessanter. Die Redewendung lässt sich nämlich bis ins Mittelalter zurückverfolgen, als das Essen noch über freiem Feuer zubereitet wurde. Der Topf hing dabei an einer Schiene mit mehreren Zacken, auch „Zähne“ genannt. Sollte das Essen schneller fertig werden, hängte man den Topf einen Zacken tiefer und erhöhte so die Temperatur im Topf. Cool oder?

Kommen wir zu einem weiteren Satz, den wohl viele Schüler oder Studenten schon mal richtig gefühlt haben.

Ich verstehe nur Bahnhof!“

Im Matheunterricht war das bei mir zumindest mein Standardgedanke. Die Entstehung ist dabei gar nicht so lustig, wie man vielleicht zuerst glauben mag. Der Ausdruck kommt nämlich aus dem ersten Weltkrieg und thematisiert dabei die Sehnsucht der Soldaten nach der Heimat. Die Eisenbahn galt damals nämlich als unangefochtenes Transportmittel Nummer eins. Wenn es also zu Gesprächen kam, war dieser sehnliche Wunsch nach der Heimreise so vorherrschend, dass Soldaten oftmals nur noch den Bahnhof im Kopf hatten, also „nur noch Bahnhof verstanden“.

„Das geht auf keine Kuhhaut!“

dürfte möglicherweise auch einigen bekannt sein.

Bis vor dem 12. Jahrhundert verwendeten die Menschen Pergament, das aus Tierhäuten hergestellt wurde, um darauf zu schreiben. Soweit so gut. Doch die Menschen glaubten auch, dass der Teufel sie genau beobachtet und alle ihre Verfehlungen aufschreibt -natürlich auf Pergament, dem damals üblichen Schreibmaterial. Je länger die Liste, desto größer also die Wahrscheinlichkeit, dass man nach dem Tod dann im Höllenfeuer landet.

Und genau darauf bezieht sich die Redewendung, denn wenn all das, was der Teufel aufzuschreiben hatte, nicht mal mehr auf eine Kuhhaut passte, dann hatte derjenige eine ziemlich lange Sündenliste.

So könnte man noch hunderte weitere Beispiele anführen.

Interessant ist allerdings auch noch, dass das Verstehen dieser Ausdrücke erst die Kenntnis der Hintergründe voraussetzt. Außerdem ist die Aneignung der Sprachbildlichkeit ein Prozess, der sich über einen großen Teil der Kindheit hinzieht und am Ende über ein ganzes Leben erstrecken kann. Ein Nicht- Muttersprachler kann also durchaus lernen, was die deutschen Worte grün und Zweig bedeuten;  aber um die Bedeutung von:

„Auf einen grünen Zweig kommen“

(„den richtigen Weg einschlagen“ / „erfolgreich werden“) zu kennen, benötigt man große Vertrautheit mit dem Deutschen.

Darum ist es umso lustiger, wenn man deutsche Sprichwörter einfach mal ins Englische übersetzt. Heraus kommen dann nämlich herrliche „Denglisch“ Sprichwörter.

Kleine Kostprobe: “You go me animally on the cookie”, “That is me sausage” oder “Holla the forest fairy”.


Zurück zur Übersicht

Sag's weiter: