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Die Sache mit den Erwartungen

Verfasst von Daniel Kremer am

"Das hätte ich dir gar nicht zugetraut"- ein Satz der vielleicht jedem schon einmal über die Lippe gekommen ist. Sei es bei Freunden, Familie oder auf der Arbeit, sobald jemand die von uns gesetzten Erwartungen nicht erfüllt, ist diese Aussage eine beliebte Reaktion.  Doch wie kommt das?

pixaboy.com/CCO Creative Commons

Im Alltag begegnen uns ja eine Vielzahl von Menschen. Seien es gute Freund*innen, die wir seit langer Zeit wiedersehen oder die kurze Begegnung am Straßenrand.  Je nachdem wie lange wir die besagte Person kennen, hat sich bei uns ein Bild  festgesetzt, das uns sagt "Das ist xyz!".

Umso überraschter sind wir dann, wenn die Person etwas sagt oder macht, das unserem Bild nicht mehr entspricht. Die eiskalte Kollegin bringt auf einmal einen Tee an den Tisch, weil sie gemerkt hat, dass man am kränkeln ist und der immer gut gelaunte Kumpel schreit kleine Kinder an. 
Bei solchen Ausnahmesituationen fällt es uns als Menschen, oft schwer diese als Teil seiner oder ihrer Persönlichkeit  zu akzeptieren eben weil wir uns nicht eingestehen wollen, dass mehr in diesem Menschen steckt als wir ihm zugemutet haben. Eben aus der Erfahrung heraus oder einfach der Versuch diesen Schutz, den ein vermeintliches Verständnis einer Person hervorruft, nicht zu verlieren.

Fakt ist aber, dass auch wenn wir glauben diese Person zu 100% zu kennen, wir nur den Teil ihrer Persönlichkeit kennen, den sie bereit ist, uns mitzuteilen

Wir lernen Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen; wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren wie es mit ihnen steht.   Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)


Die Bildkreation ist dabei nicht nur auf die eigene Erfahrung oder auf eine einzelne Person beschränkt. Wir bekommen durch Dritte oder verschiedene Arten von Medien Eindrücke vermittelt, die uns mehr oder weniger stark beeinflussen können. Die Person xz z.B. ist schon länger als man selbst in dem Unternehmen und redet über eine*n andere/n Kollegen*in.

 Man selbst kannte dieser*n Kollegen*in noch nicht und nimmt die Erzählung von xz vielleicht als Grundlage, um sich ein Bild von ihr*m zu machen.

Einfach mal fragen und offen sein!


Die Sache ist doch aber, dass kein Mensch immer zu 100% da ist, was seine Persönlichkeit angeht.   Jemand der auf der Arbeit ruhig und konzentriert seinen oder ihren Aufgaben nachgeht, kann in einem anderen Szenario laut und selbstbewusst sein z.B. als Teil einer Diskussion in der sie*er seine bzw. ihre Meinung selbstsicher vertritt.
"Das hätte ich dir gar nicht zu getraut" - ist dann die logische Reaktion, wenn man die Person bei etwas beobachtet, dass nicht zu den Erwartungen gehört, die wir selbst an diese Person gestellt haben.

Diese Reaktion kann aber vermieden werden, indem man einfach versucht seinen inneren Filter abzubauen, der es verhindert, dass wir von unseren eigenen Vorstellungen bzw. Erwartungen von bestimmten Personen abweichen. Zunächst einmal indem wir Dritten neutral gegenübertreten und unsere teils Erfahrungen, teils Vorurteile über bestimmte Arten von Menschen aus unserem Kopf löschen.
Das Selbe gilt natürlich auch bei der Art, wie wir mit Menschen reden. Am Besten schon beim ersten Kennenlernen sollte zumindest versucht werden, offen zu bleiben und das Gesagte der anderen Person nicht schon zu filtern und sie*ihn damit in Schublade zu stecken.  Wenn uns etwas überrascht, sollte versucht werden das Gesagte nicht als untypisch darzustellen, sondern viel mehr durch gezieltes Nachfragen im gleichen Maß Interesse und Verständnis gezeigt werden.

Abschließend kann noch gesagt werden, dass diese Fixierung auf bestimmte Informationen auch einen ungewollt negativen Einfluss auf das Gegenüber haben kann.
Wenn man z.B. überrascht ist, wenn die beste Freundin von ihrer Leidenschaft zum Malen erzählt, kann das durchaus als Desinteresse interpretiert werden und sich negativ auf die Freundschaft auswirken.

Auf der anderen Seite kann die Freundin sich auch selbst hinterfragen, wenn es um ihre Präsenz in der Öffentlichkeit geht.

Wie sieht es denn bei euch aus? Werdet ihr von anderen häufiger unterschätzt oder seid ihr eher auf der anderen Seite und beurteilt Menschen vielleicht zu schnell und seid dann überrascht, wenn die Person euch eine neue Facette von sich zeigt?

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