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Frühstückslektüre | Goodbye Utopia

Verfasst von Julia Schorn am

Viele von uns sind im Alltag unzufrieden und flüchten sich in ihre perfekte Gedankenwelt. Ein kleines bisschen zufriedener wären wir vielleicht, wenn wir beschließen würden, einfach zufrieden zu sein.

 

(CC-0) marcoreyesgt / pixabay.com

Wenn ich darüber nachdenke, wie groß die Welt ist, in der wir leben, fühle ich mich unglaublich klein. Dieser Ball, an dem wir alle kleben, lässt uns immer schön auf dem Boden bleiben. Aussuchen können wir uns das nicht. So viele Versuche wir auch unternehmen - keine elektrische oder magnetische Kraft kann uns von ihr lösen. Was wir aber können, ist uns aus dieser Welt heraus zu träumen. Unsere Wünsche und Vorstellungen reichen von bescheiden bis unrealistisch.  In unseren Köpfen ist alles möglich. Da können wir unsichtbar sein, zaubern, Gedanken lesen, oder unendlich reich sein. Dem, was uns in unserem Leben fehlt, können wir auf diese Weise ganz nah kommen.

Auch Literatur und Film bedienen sich gerne utopischer Phantasien. Schon in der Antike entwarf Platon den für ihn perfekten Staat in seiner Politeia. Besonders beliebt und oft verwendet ist auch der Gedanke einer fremden Galaxie. Dass es im Weltall Wesen und Welten gibt, die wir nicht erahnen können, ist eine faszinierende Vorstellung. Und was wissen wir schon über das All, vielleicht ist selbst die Erde winzig, verglichen mit dem, was da draußen wartet. Dann sind wir, mit all unseren Träumen und Wünschen, letztendlich auch nur kleine Partikel, die der Gravitation ausgeliefert sind.

Aber die Vorstellung, dass wir Pünktchen in einem riesigen Universum sind, ist kein Gedanke, den wir gerne haben. Die kleinen und großen Probleme des Alltags sind uns dafür viel zu nah und real. Das Ich steht immer im Mittelpunkt unserer Welt, wofür leben wir sonst? Würden wir uns öfter bewusst machen, was für ein kleiner Teil eines großen Ganzen wir eigentlich sind, wären wir wahrscheinlich um einiges zufriedener.

Zufrieden: sich mit dem Gegebenen, den gegebenen Umständen, Verhältnissen in Einklang befindend und daher innerlich ausgeglichen und keine Veränderung der Umstände wünschend

Die Definition klingt nach Frieden und Harmonie, kein Druck, kein Grund, zu streiten oder kriegen. Vielleicht eine naive Vorstellung. Denn jeder hat Sehnsüchte und Wunschvorstellungen, eine persönliche Utopie existiert in jedem von uns. Eine verführerische Vorstellung wäre zu wissen, was in den Köpfen von anderen vorgeht. Das Wissen darüber, was so manches Staatsoberhaupt wohl denkt oder plant, könnte die Welt verändern. 

Diese Traumwelten sind zwar schön um abzutauchen und den Alltagstrott zu vergessen. Allzusehr in ihnen zu versinken sollte man aber nicht. Wenn man immer wieder ohne Erfolg die gleichen Ziele verfolgt, stellt sich irgendwann Ernüchterung ein. Man ist von sich selbst und der Welt enttäuscht. Doch es liegt in unserer eigenen Macht, das zu ändern. Zunächst sollten wir akzeptieren, dass es immer etwas geben wird, was noch besser, schöner, toller sein könnte – und dass das nicht schlimm ist. Vielleicht stellten wir dann fest, dass alles eigentlich ziemlich gut ist. Dass wir Menschen haben, die uns lieben und die wir lieben. Dass wir weder hungrig sind noch frieren. Und, dass wir eigentlich nur eines sein können: zufrieden.

Frühstückslektüre

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