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Frühstückslektüre | Kopfkino

Verfasst von Julia Schorn am

Lesen ist heutzutage eher eine Nebenbeschäftigung geworden, keiner hat Zeit oder Lust dazu und es bieten sich so viele Alternativen. Aber Lesen gibt uns etwas, was andere Medien uns nicht geben können - und das ist es wert, erhalten zu bleiben.

Du stehst auf einer Waldlichtung. Sonnenstrahlen blitzen durch die Baumspitzen. Unter deinen Füßen spürst du das kühle, feuchte Gras. Eine Ameise kitzelt deine Ferse, der Wind streicht mit einer leichten Brise dein Gesicht. Du atmest den Duft von Gras und Kiefernnadeln ein und schließt die Augen. Das Rauschen der Bäume klingt wie Wasser in deinen Ohren und irgendwo zwitschert ein Vogel. In der Nähe hörst du etwas Rascheln, vielleicht eine Maus? Durch deine Augenlider siehst du, dass es dunkel wird. Du fröstelst, öffnest deine Augen und siehst dich von oben auf der Lichtung stehen.


Sobald wir beginnen, zu lesen, verknüpfen wir die Buchstaben, Worte und Sätze mit bereits Bekanntem, mit unseren eigenen Erinnerungen und Erlebnissen. Mit Dingen, die wir irgendwann mal gelernt oder gesehen haben. Lesen kann uns da abholen, wo wir sind und uns zu anderen Orten bringen, weg von unserem Alltag und unseren Problemen. Das Schöne ist dabei, dass wir unserer Vorstellungskraft freien Lauf lassen können. Die Welten, die die Worte in uns erschaffen, sind etwas ganz persönliches und individuelles. Spricht man mit jemandem über ein Buch, das man gelesen hat, über die Charaktere oder Orte, die darin vorkommen, sehen diese für jeden anders aus. Buchverfilmungen können daher Grundlage für so manche Diskussion bieten: “Leonardo diCaprio als Great Gatsby - wie kann man nur!?” oder “Hogwarts habe ich mir ganz anders vorgestellt…”. Wer da recht hat, ist eigentlich egal - hat man den Film gesehen, ist die eigene Phantasie dahin.


Auch wenn man eigentlich gerne liest und früher in den Sommerferien tonnenweise Bücher verschlungen hat: als Schüler|in oder Studierende|r ist man oft mit einer wöchentlichen Pflichtlektüre konfrontiert, die die Lust auf privates Lesen verdirbt. Dazu kommt, dass wir im digitalen Zeitalter leben: statt gemütlich ein Buch zu lesen, nehmen wir das Smartphone oder Tablet zur Hand und scrollen uns durch Instagram und Co. Dass immer weniger gelesen wird, scheint unvermeidlich.


Um das Lesen wieder in Mode zu bringen und interessanter zu machen gibt es aber verschiedene Maßnahmen der Leseförderung. Von Vorlesewettbewerben über Lesenächte werden die unterschiedlichsten Methoden genutzt, um das Lesen zu einem Event und so wieder attraktiver zu machen. Der Bundesverband Leseförderung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lesen als Kulturtechnik nicht unter die Räder kommen zu lassen. Dort wird vor allem auf die Jugend gesetzt, die durch Beiträge in der Schülerzeitung und gemeinsame Leseaktionen dafür sorgen soll, dass Lesen weiterhin ein fester Bestandteil des Alltags bleibt.


Die Stiftung Lesen unterstützt außerdem sogenannte Lesemacher. Das sind Menschen, die sich in besonderem Maße für das Lesen einsetzen: sie können sich als (Vor-)Lesepaten engangieren, Leseclubs betreuen oder entwickeln eigene Projekte. Zu diesen Lesemachern gehört die Kinderbuch-Autorin Cornelia Funke. Auch sie findet, “dass die menschliche Fantasie nicht allzu viele Hilfsmittel braucht, um Welten zu bauen. Kein Bildschirm nötig, keine Steckdose, es wartet alles schon in ihrem Kopf, und der Schlüssel sind ein paar gedruckte Buchstaben.” Das Kino in unserem Kopf kann schon durch wenige Silben angeworfen werden und die buntesten Welten auf unsere innere Leinwand zaubern. 

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