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Fuocoammare /Fire at Sea

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Lampedusa. Lampedusa? Lampedusa! Das ist doch die Insel vor der tausende von Flüchtlingen ertrunken und noch mehr gerettet worden sind und immer noch werden. Und das lange bevor der Begriff Flüchtlingskrise bei uns bekannt wurde. Fuocoammare (Fire at Sea) von Gianfranco Rossi zeigt das Leben auf einer Insel, bei der der Ausnahmezustand schon längst zur Normalität geworden ist.

Samuele Pucillo
Fuocoammare | Fire at Sea
Samuele Pucillo

Der italienische Wettbewerbsbeitrag zeigt das alltägliche Leben von Samuele, einen kleinen Jungen, der wie fast jeder kleiner Junge nicht gerne zur Schule geht. Er klettert lieber auf Bäume, spielt an den Klippen und mit seiner Steinschleuder.
Dann aber kommt eine Szene dazwischen, die eine Funkstation zeigt und man hört den Funkaustausch zwischen der italienischen Küstenwache und, wie es aussieht, mit einem der sogenannten „Flüchtlingsboot“. Diese bitten, nein, flehen um Hilfe, denn das Boot droht zu kentern. 250 Menschen an Bord, viele Frauen und Kinder aber bevor sie ihre Position angeben können bricht die Verbindung zusammen.
In der nächsten Szene sieht man einen Radiomoderator, der Klassiker des italienischen Schlagers auflegt, die lokalen Nachrichten spricht und dann eine italienische Mama, die eben diesen Radiosender hört während sie kocht.
Die darauf folgende Szene zeigt wie die italienische Küstenwache ausrückt um das Flüchtlingsboot zu suchen.

So wechselt der Film zwischen dem alltäglichem Leben der Einwohner Lampedusas, insbesondere von Samuele und den Rettungseinsätzen der Küstenwache, die darauffolgende Registrierung, Unterbringung, Verteilung so wie den Alltag der geretteten Flüchtlinge: zum Beispiel was ich eine inoffizielle Fußballweltmeisterschaft der Krisenländer nennen würde (mit Somalia vs. Syrien, Nigeria vs. Lybien).
Es gibt weniger Berürungspunkte zwischen diesen zwei Welten, einer davon ist der Arzt Pietro Bartolo, der sich nicht nur um die Inselbewohner in seiner Praxis behandelt, sondern sich auch um die Neuankömmlingen kümmert, und das ab der Minute in der diese die Insel betreten, wenn er die unterernährten, dehydrierten und verletzten Flüchtlinge behandelt, sie nach ansteckenden Krankheiten untersucht und wenn es sein muss macht er auch eine Obduktion. Leider viel zu oft, wie er selbst sagt.

Fuocoammare, was so viel heißt wie Feuer auf See ist der Name eines italienischen Schlagers, der in einer Szene im Radio gespielt wird und allen Fischern gewidmet wird. Es kann aber auch als eine Metapher verstanden werden über was im Mittelmeer vor Lampedusa (und auch anderswo) geschieht.
Der Film zeigt kommentarlos, aber sehr detailliert diese zwei Welten. Zur Sprache kommen höchstens die Bewohner der Insel, wie die kochende Mama („diese armen Menschen“) oder eben der Arzt („wer dagegen ist, dass man Hilfe leistet, sollte sich nicht mehr Mensch nenen dürfen“). Es geht aber nie um Pro oder Gegen Asyl zu sein sondern einfach darum Menschenleben zu retten.

Gegen Ende des Filmes ist Samuele beim Arzt. Er ist kerngesund, beschreibt aber seine Symptome wie folgt: Druck auf der Brust, es fällt schwer zu Atmen, Niedergeschlagenheit.

Genau die gleichen Symptome hatte ich nachdem ich Fuocoammare gesehen habe.

Italien / Frankreich 2015

Regie: Gianfranco Rosi

Cast:
Samuele Pucillo
Mattias Cucina
Samuele Caruana
Pietro Bartolo
Giuseppe Fragapane

Berlinale Berlinale 2016 Flüchtlinge

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