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Was macht einen guten Moderator aus?

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„Du redest da doch nur ein bisschen ins Mikro. Das ist doch nicht so schwer“

Andreas Schmidt

Solche Kommentare hat sicher jeder Moderator schon mal hören müssen. Reden kann ja schließlich fast jeder. Steht man dann aber erst einmal selbst vor dem Mikrofon, merkt man sehr schnell, dass doch ein bisschen mehr dazu gehört.

Ollie Briesch, Moderator bei 1LIVE, hat uns im Workshop „Fahrtraining“ mal etwas genauer erklärt, was wir mitbringen sollten, damit aus uns nicht nur Moderatoren, sondern wirklich gute werden. Das fängt nämlich schon bei uns als Person an und wie wir uns on air verhalten. Aber wie genau muss ich mich eigentlich präsentieren, damit ich beim Hörer gut ankomme?

Natürlich sollte ich sympathisch sein. Das ist erst einmal relativ selbsterklärend, denn wer hört schon gerne jemandem zu, der scheinbar weder besonders nett, noch besonders empathisch ist? Richtig, keiner. Trotzdem sollte ich dabei immer authentisch bleiben. Ob ich wirkliches Interesse an einer Thematik habe, hört man auch an meiner Stimme. Und hat der Hörer erst einmal das Gefühl, eine konstruierte Person steht da vor dem Mikrofon, sinkt die Sympathie. Auch bei Doppelmoderationen sollte ich lieber schauen, wie mein Partner und ich uns ergänzen/ unterscheiden und das nutzen, anstatt einen von beiden in eine vorgeschriebene Rolle zu zwängen (beispielsweise einer ist der Schlagfertige, der andere muss immer einstecken).

Aber muss ich als Moderator eigentlich immer locker und schlagfertig sein, damit ich gut ankomme? Nein, hier kann ich mich auch für eine etwas neutralere Rolle entscheiden und sachlich und informativ moderieren. Ohnehin sollte meine Stimmlage und mein Sprechtempo je nach Thematik variieren. Geht es um die Ergebnisse der Landtagswahl sollte ich natürlich anders sprechen, als wenn ich mich über das neueste Musikvideo eines bekannten Youtube-Stars auslasse. Es ist also nicht nur wichtig, meinen eigenen Charakter in den Beiträgen mitschwingen zu lassen, sondern auch, mich den jeweiligen Themen stimmlich anzupassen.

Aber egal welcher Sprecher-Typ ich bin, Spontanität ist immer unerlässlich. Ich muss mich schnell auf neue Situationen und Gegebenheiten einstellen können. Egal ob plötzlich ein Interviewgast absagt und ich kurzfristig noch einen Themenplatz füllen muss, ob sich ein Gespräch in eine komplett andere Richtung als gedacht entwickelt, oder aktuelle Ereignisse live berichtet werden müssen. Bin ich nicht in der Lage, hier schnell zu reagieren, wirke ich chaotisch und planlos.

Durch eine Interviewsituation führen

Auch in Interviewsituationen gibt es Schlüsselqualifikationen, die ich mitbringen sollte: zunächst ist es natürlich wichtig, dem Interviewpartner gegenüber höflich zu sein. Das sollte aber keineswegs mit anbiedern verwechselt werden. Der journalistische Anspruch ist hier, ein möglichst informatives Gespräch zu führen. Natürlich bedeutet das auch, mal dazwischen zu grätschen, kritische Fragen zu stellen und gegebene Antworten eventuell zu hinterfragen. Das mag dem Gesprächspartner eventuell nicht gefallen, aber hier sollte der der Anspruch an den Beitrag einen höheren Stellenwert haben, als jemanden zu umschmeicheln. Es gilt bei Interviews also das Motto: Höflich, aber bestimmt.
An dieser Stelle noch ein wertvoller Tipp: Wenn ich kritische Fragen von vornherein einplane, sollte ich sie ans Ende setzen. Trübt das Thema die Stimmung und Redefreudigkeit des Interviewpartners, kann ich an dieser Stelle leicht aussteigen. Und sollte ein Interview voraufgezeichnet werden, eignen sich ein bis zwei unwichtige Warm-Up Frage, um den Redefluss anzukurbeln und die Atmosphäre zu lockern - die können am Ende einfach weggeschnitten werden.

Sollte mein Gesprächspartner selbst allerdings nicht den gleichen Anspruch der Höflichkeit haben, kann ich mir jederzeit vorenthalten, das Interview möglichst freundlich vorzeitig zu beenden. Ein Streitgespräch on air zu führen wirkt weder professionell, noch zielführend – hier ist es meine Aufgabe als Moderator, diplomatisch aus der Interviewsituation zu führen.
Ansonsten sollte ich bei einem Gespräch immer interessiert und aufmerksam zuhören. Nur wer auch wirklich hinhört, und sich nicht nur von Frage zu Frage hangelt, kann an den richtigen Stellen einhaken und nachfragen. Und genau diese Fragen unterscheiden ein mäßiges oder schlechtes Interview schlussendlich von einem guten.

Ohne Recherche läuft nichts

Auch als Moderator sollte ich  immer zuverlässig und  gut vorbereitet sein. Das bedeutet, ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt, kenne meinen Interviewpartner und überprüfe alle Fakten und Informationen – egal ob von mir selbst verfasst, oder von anderen. Und das nicht nur, weil „Fake-News“ gerade ein allgegenwärtiger Begriff ist. Neben den richtigen Informationen geht es aber auch darum, überhaupt etwas zu erzählen zu haben. Natürlich eignet sich die Recherche im Internet oder anderen Quellen dazu, aber schon vorher sollte ich mit offenen Augen durch die Welt gehen und alles aufsaugen. Habe ich dann ein Thema, sollte ich motiviert sein, das auch möglichst kreativ umzusetzen. Damit vermeide ich auch, penetrant und einfallslos zu wirken, weil ich immer die gleichen Stilmittel und Floskeln benutze.

Too long; didn’t read: Als Moderator ist es meine Aufgabe, durch die Sendung zu führen und diese mitzugestalten. Der Hörer bringt mich in Verbindung mit der Sendung – bin ich schlecht vorbereitet oder arbeite Themen ungenügend auf, überträgt sich das auf die ganze Sendung. Ich habe also eine große Verantwortung, der ich mir auch bewusst sein sollte.
Schlussendlich ist das Wichtigste aber, Spaß zu haben und man selbst zu sein. Dann kommt der Rest meistens – mit ein bisschen Arbeit – von ganz allein.


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