Leitung: Max Latz / Benedikt Schockenhoff

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Studierende bilden die Redaktionen und organisieren den täglichen Programmablauf und kümmern sich im Hintergrund auch darum, dass das Radioprogramm zu euch auf die Endgeräte kommt.
Und hier bekommt ihr einen Eindruck von Mitgliedern, wie die Ausbildung für sie war:

Spülen mit polnischen Indianern

Verfasst von Niklas Eckert am

In welchen Situationen des Lebens gefällt dir Abspülen? Nie?! Dann komm zu Kölncampus und lass dich vom Gegenteil überzeugen.

Radio ist ein spezielles Medium. Man hört es oft, aber man hört es eben nur. Welche Haarfarbe hat der Moderator? Wie läuft eine Sendung ab? Wie sieht das Studio aus? Keine Ahnung! Ich hatte absolut keine Ahnung! Dann bekam ich einen Flyer bei der Erstsemester-Vorstellung in die Hand gedrückt. Kölncampus stand da groß. Das Kölner Hochschulradio. „Das ist die Chance!“, dachte ich. Also habe ich mich beworben und die On-Air-Ausbildung dort begonnen. Laut vertraulichen Quellen, war ich scheinbar der erste Mensch seit dem Urknall, der wegen der Flyer auf die Ausbildung aufmerksam geworden war. Aber das blieb nicht die einzige Überraschung für mich. Mein erster Tag begann gut, es machte wahnsinnig viel Spaß und ich fand alle Antworten, die ich suchte: Schwarz, irgendwas zwischen organisiert und chaotisch und das Studio ist wie ein Wohnzimmer mit Theke und Mikrofon.

Aftershow auf dem Klo


Aber überraschend kam für mich dann die Ansage nach dem Air-Check, also der Kritik an den Beiträgen. „Also los geht’s, Abspülen.“, sagte eine meiner Kolleginnen. „Waaas? Verdammt! Ganz vergessen. Wir hatten ja gefrühstückt vor der Sendung und irgendwie muss das Geschirr ja wieder sauber werden.“ Etwas genervt ging es also Richtung Toilette, wo wir die Waschbecken missbrauchten, um Besteck, Tassen und Teller von den hässlichen Überresten des Frühstücks zu befreien. Doch meine anfängliche Skepsis verwandelten die anderen drei Azubis schnell in ein Lächeln. Denn auf dem Klo herrschte gelassene Stimmung. Vielleicht auch, weil Toiletten normalerweise Orte sind, an denen sich die Spannung löst.

Wöchentliches Flirttraining


Das sonst so stille Örtchen wurde Woche für Woche aufs Neue belebt. Mal als Debattier- und mal als Comedyclub. Wahrscheinlich machten dort aber doch deutlich öfter Witze die Runde, als ernsthafte Debatten. Und so blieb das Niveau meist flach, wie auch fast alle Witze. Aber wer will nach einigen anstrengenden Stunden einigermaßen seriösen Radios, auch noch anspruchsvolle Gespräche führen. Stattdessen wurde die äußerst romantische Situation des Gruppenabspülens genutzt, um die besten und wohl gleichzeitig schlechtesten Anmachsprüche des eigenen Flirtrepertoires zu präsentieren. „Wusstest du das Indianer und Polen die besten Liebhaber sind?“ „Nein.“ „Hallo, Winnetou Koslowski mein Name.“ Dass wir einen polnisch stämmigen Ureinwohner Nordamerikas in unserem Frührausch-Team hatten, wusste natürlich niemand. Wie auch? Man hat während einer Sendung nicht so viel Zeit sich kennenzulernen. Erst auf den befreienden Örtlichkeiten des WCs, kann man sich dann voll und ganz öffnen und… Moment, das ist eindeutig zu zweideutig!

Teambuilding beim Abspülen


Jedenfalls lernte man sich nachfrühräuschlich (ein tolles Wort) auf der Toilette am besten kennen. Wenn Frauen mit aufs Männerklo mussten oder Männer mit aufs Frauenklo, um abzuspülen, waren sowieso alle Hemmungen schon bei Seite gelegt. Und so entstand jeden Dienstag, nach unserer Sendung, eine richtige Einheit. Auch wenn mir die Pflicht eines kameradschaftlichen Radioredakteurs zunächst missfiel, so wurde das allwöchentliche Abspülen zu einem der Highlights meiner Frührausch-Zeit. Danke an alle, die sich mit mir aufs Klo getraut haben und meinen, aus Übermüdung entsprungenen, schlechten Humor ertragen haben. Es war mir eine Freude. Vielleicht trifft man sich ja mal wieder auf der Toilette.

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