Leitung: Niklas Zahner

magazin@koelncampus.com

Glühbirne | Kunst der Freiheit oder Freiheit der Kunst ?

Verfasst von Lisa Knobloch am

Können wir das Werke eines Künstlers lieben aber seine Gesinnung außer Acht lassen?
Diese Frage stellt sich auch für die verwerflichen Ansichten von gegenwärtigen Kunstschaffenden.
Fakt ist, dass ein großer Teil der Weltkultur wegbrechen würde, wenn wir alle Künstler mit rassistischen, antisemitischen, sexistischen und homophoben Gesinnungen zensieren würden.

Ein populäres Beispiel bietet Richard Wagner. Dessen musikalisches Werk wird durch seine antisemitistische Haltung überschattet. Noch heute polarisiert seine Person, weil man sich die Frage stellt, ob sein Werk, unabhängig von seiner Gesinnung, gewürdigt werden kann.In Deutschland ist seine Kunst geachtet, seine Person umstritten. Aber in Israel zum Beispiel dürfen seine Stücke nicht aufgeführt werden.

L'art pour l'art- Kunst um der Kunst willen

Die Frage ist, ob die Kunst nur als solche zu genießen und zu bewerten sein kann, oder ob der historische, biografische und politische Kontext mit einbezogen werden muss. Diese Ansicht ist umstritten und muss jeder individuell für sich beantworten.Dazu sei aber gesagt, dass sich dieser Gedanke, Kunst um der Kunst willen, leicht leben lässt wenn man zu dem privilegierten Kreis derer gehört, die von den Anfeindungen ausgenommen sind.

#MeToo


Aber es gibt auch aktuelle Beispiele wie die weltweite #MeToo Kampagne und den unfreiwilligen Initiator Kevin Spacey - dieser hat durch sexueller Belästigung die Kampagne angestoßen. Die Frage war, ob Spaceys schauspielerische Leistung unabhängig von seinem persönlichen Vergehen betrachtet werden konnte. Die Antwort darauf gab Ridley Scott. Der Regisseur des Filmes “Alles Geld der Welt” hat sich in Folge der Anschuldigungen von Spacey distanziert und sich dazu entschieden, ihn aus seinem Film zu entfernen. Eine Zensur, die die Öffentlichkeit verlangte.

Zensur in Deutschland

Die Situation ist auch in Deutschland emotional sehr aufgeladen. In Göttingen wurde kürzlich eine Ausstellung in einer Mensa vorzeitig beendet, weil Studierende die ausgestellten Zeichnungen als sexistisch empfunden haben. In Berlin soll ein als sexistisch kritisiertes Gedicht von einer Hochschulfassade entfernt werden.

Der Deutsche Kulturrat ist besorgt und sieht die Freiheit der Kunst durch die Zensur gefährdet.

Am 1. Januar 2018 ist in Deutschland das Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetztung in sozialen Netzwerken in Kraft getreten.Dieses Gesetz soll Hetze in sozialen Netzwerken unterbinden indem offensichtlich rechtswidrige Inhalte innerhalb von 24 Stunden gelöscht werden.Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert dieses Gesetz. Dieses würde zur Zensur einladen, weil die Entscheidung der Prüfer subjektiv ist und somit eine willkürliche Löschung von Inhalten passieren könnte. Es ist fraglich ob mit diesem Gesetz strafbare Inhalte bekämpfen werden können oder ob das Löschen von polarisierenden Inhalten in die Presse und Meinungsfreiheit eingreift.

Ist die Zensur eine Lösung?


Kann man mit Zensurgesetzen oder mit verschärften Verboten wirklich Hetze und moralisch verwerfliche Ansichten unterbinden ?Es ist klar, dass persönliche Vergehen von Künstlern zu untersuchen und rechtlich zu ahnden sind. Aber ob Zensur das richtige Mittel dafür ist, ist fraglich. Der Mensch kann differenzieren. Demnach ist es möglich, das Werk des Künstlers getrennt von seiner Gesinnung  zu betrachten. Außerdem sollte der Betrachter die Augen nicht vor der Kunst verschließen. Es liegt in der Verantwortung des Betrachters sich selber über die Hintergründe zu unterrichten.Denn ist die Zensur von problematischer Kunst nicht vielmehr ein Rück- als ein Fortschritt?Nach dem Motto : Aus den Augen aus dem Sinn.Indem wir uns nämlich mit problematischer Kunst auseinandersetzen, findet in uns ein Bewusstwerdungsprozess statt. Durch die Auseinandersetzung öffnen wir uns einem Thema, was durch die Zensur erst gar nicht angestoßen worden wäre. Deshalb wäre es wichtig, das Existenzrecht solcher Kunst zu bewahren, unabhängig von der Tatsache, das die Gesinnung der Künstler moralisch zu verurteilen ist.

Zurück zur Übersicht

Sag's weiter: