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Storyteller | Die Boris Blocksberg Chroniken

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Die Geschichte von Boris Blocksberg ist eine sehr traurige Geschichte. Boris ist der kleine Bruder von Bibi Blocksberg, der beliebten Hexe, mit den blonden Haaren und ihrem fliegenden Besen Kartoffelbrei. Bibi wird schon sehr früh Mittelpunkt ihres eigenen Kinderhörspiels. Boris hingegen kann nicht mal zaubern, eine Tatsache, die ihm schon sehr früh das Leben sehr schwer machen soll.

Die Boris Blocksberg Chroniken
Die Boris Blocksberg Chroniken

Die Eltern der beiden Blocksberg Kinder sind unfassbar stolz auf ihre zaubernde Tochter. Mit dem steigenden Erfolg von Bibi, steigt auch der Unmut der Eltern über Boris. Ein Punkt den sie nicht immer verbergen können, was natürlich sehr an Boris' Selbstbewusstsein kratzt. Vor allem die Enttäuschung der eigenen Eltern macht ihm schwer zu schaffen. So wie er unter den alltäglichen Sticheleien seiner Familie leidet, so leiden auch seine Schulnoten. Er hat in der Schule so gut wie keine Freunde, auch in der Schule ist es vor allem Bibi, die die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Mobbing und Sitzenbleiben sind für Boris ein ständiger Wegbegleiter.
Als dann die Leitung des Hörspiels entscheidet, dass Boris keine Rolle mehr in den Abenteuern seiner Schwester spielen soll muss er während der Aufnahmen in seinem Zimmer bleiben und darf keinen Ton von sich geben. Die Eltern können ihre Enttäuschung jetzt nicht mehr verbergen, wahrscheinlich wollen sie es auch gar nicht. Forderungen, wie dass Boris zu dick ist oder direkt ausziehen soll waren irgendwann vielleicht noch scherzhaft gemeint, mittlerweile lacht bei den Blocksbergs keiner mehr. Nur wenn Boris versucht zu Backen, dann wird noch über seine Brownies gelacht, die ohne probiert zu werden im Mülleimer landen. Backen ist für Boris noch der letzte einzige Ausweg aus seinem traurigen Leben, da er vor allem für sich selber backt nimmt er zwangsläufig auch zu. Ein Punkt der auch von seiner Familie bald entdeckt wird, über seine Fettleibigkeit wird ganz offen hergezogen. Auf die Gefühle von Boris hat schon lange keiner mehr Rücksicht genommen.
Mit jeder Torte, mit jedem Kuchen den Boris backt wächst der Unmut der Eltern, beide leidenschaftliche Sportler, haben kein Verständnis für das ständige Essen ihres Sohnes. Sie wünschen sich lieber einen sportlichen Sohn, deshalb nehmen sie ihn bald von der Schule, um ihn auf ein Sportinternat zu schicken. Auf Grund des Erfolgs von Bibi können sie es sich leisten Boris an den Aufnahmeprüfungen vorbeizukaufen. Das Boris überhaupt nicht sportlich ist oder an Sport interessiert, das ist ihnen ziemlich egal. Sobald Boris das Haus verlässt, ist er auch aus ihrem Leben heraus. Mit seiner Schwester Bibi hat Boris zu diesem Zeitpunkt etwa ein Jahr nicht mehr gesprochen, was aus ihm wird ist ihr ziemlich egal.
Die ersten Wochen auf dem Sportinternat sind schwer für Boris. Bei den Mitschülern kann er keinen Anschluss finden. Auf das Internat gehen natürlich nur sportliche Kinder, die das Ziel haben irgendwann Spitzensportler zu werden. Alle von ihnen mussten durch die schweren Aufnahmeprüfungen des Internats, nicht wie Boris, der auf Grund des Geldes seiner Eltern auf das Internat gekommen ist. Das Boris gar kein Interesse daran hat Sport zu machen, ist für seine Mitschüler eigentlich noch schlimmer. Vor allem der Mannschaftssport macht ihm das Leben schwer. Zum Anfang reichte es noch für ihn im Tor zu stehen, aber da durch seine geringen Fähigkeiten so gut wie jeder Torschuss ein Tor für die gegnerische Mannschaft bedeutete, konnte er auch hier nicht mit viel Anerkennung rechnen. Die Welt des Spitzensports ist für Boris eine unerreichbare Welt.
Die einzige Sportart die ihm noch bleibt ist der Tennis. Und dort auch nur alleine, niemand will durch Boris seine eigene Leistung verschlechtern. Boris entscheidet sich also für Tennis. Seine Mitschüler sind zufrieden und lassen ihn in Ruhe. Die Schulleitung freut sich über das Geld der Eltern und lässt Boris machen was er will. Boris muss ohne große Anstrengung jeden Tag ein bisschen Tennis spielen und wird ansonsten in Ruhe gelassen. Sein Tennisschläger wird irgendwann sein einziger Freund.
So streichen die Jahre ins Land, Boris wird älter und kommt von einer Klasse in die nächste, nur mit Tennis. Irgendwann aber stehen die Abschlussprüfungen an. Prüfungen vor denen auch Boris sich nicht drücken kann. Boris hat also keine andere Wahl, als sich auch für die Prüfungen anzumelden, natürlich im Tennis. Als der Tag der großen Prüfung immer näher rückt wird auch Boris nervös. Nicht das er je die Ambition hatten Sportler zu werden, aber noch länger auf dem Internat zu verbleiben oder ohne Abschluss das Internat zu verlassen waren für ihn unvorstellbar.
Am Tag der Prüfung ist Boris also dementsprechend nervös. Was sich aber schnell als unbegründet heraus stellt. Der kleine Boris, der nicht zaubern kann, der seine halbe Kindheit in seinem Zimmer verbringen musste, der von seinen Eltern andauernd fertig gemacht wurde, dieser Boris kann Tennis spielen. Das jahrelange Training, von morgens bis abends, haben aus Boris einen richtig guten Tennisspieler gemacht. Bei der Prüfung gewinnt er ein Match nach dem anderen. Seine Mitschüler, die Boris eigentlich schon längst verdrängt hatten können kaum glauben gegen wen sie verlieren. Das sollte der kleine, dicke Boris Blocksberg sein?
Zum ersten Mal in seinem Leben spürt Boris so etwa wie Stolz. Das was er hier geschafft hat, das hat er ganz alleine geschafft. Niemand hat ihm geholfen. All die Jahren voller Einsamkeit und Demütigungen sollten sich also endlich bezahlt machen. An diesem Abend konnte Boris zum ersten Mal seit langer Zeit mit einem Lächeln einschlafen. Die Prüfungsergebnisse werden in dem Sportinternat öffentlich ausgehangen. Die jeweils Besten ihrer Disziplin stehen ganz oben auf der Liste. In etwas größerer Schrift, damit sich der zweite und dritte Platz noch etwas schlechter fühlen. Und dort steht sein Name, in der Kategorie "Tennis", ganz oben, in großen, dicken Buchstaben: BLOCKSBERG.
Boris läuft es kalt den Rücken runter. Blocksberg, das war der Name seiner Eltern und seiner Schwester. Seiner Familie, die nichts mehr mit ihm zu haben wollten, die froh waren als er endlich weg war. Und sie sollten jetzt auch nichts mehr mit ihm zu tun haben. Boris war nicht länger ein Blocksberg. Ein neuer Name musste her. Ein Name der etwas aussagte. Über den alten Boris, aber auch ein Teil des neuen Boris, der Tennisspieler. In seinen Überlegungen kam Boris irgendwann auf seine alte Leidenschaft, das Backen. Wäre er nicht in die Familie Blocksberg geboren worden, wäre er wahrscheinlich Bäcker geworden. Nur international wäre das mit dem "ä" wahrscheinlich nicht so schick. Deshalb entschied sich Boris schlussendlich für seinen Namen den er bis an sein Lebensende tragen sollte. BORIS BECKER.

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