Leitung: Rümeysa & Lennart Schmitz

filmspur@koelncampus.com

Hele Sa Hiwagang Hapis (A Lullaby to the Sorrowful Mystery)

Verfasst von am

485 Minuten lang! 8 Stunden. Das sind die Fakten die immer wieder genannt werden wenn es um den neuen Film vom philippinischen Regisseur Lav Diaz geht. Hele Sa Hiwagang Hapis (A Lullaby to the Sorrowful Mystery) macht seinem Titel aller Ehren und ist tatsächlich ein Wiegenlied.

Cherie Gil, Bernardo Bernardo, Angel Aquino
© Bradley Liew
Cherie Gil, Bernardo Bernardo, Angel Aquino

Oft typisch für Filme aus Asien sind langsame und bildgewaltige Einstellungen, die sich die Zeit nehmen eine besondere Stimmung zur Handlung wiederzugeben.
A Lullaby to the Sorrowful Mystery ist hier auch keine Ausnahme. Der Film wurde schwarz-weiß und im 4:3 Format gedreht, was der Bildkomposition eine besondere Enge und Bedrücktheit gibt.
Lav Dias durchleuchtet die Geschichte des philippinischen Unabhängigkeitskampfes gegen die Spanien Ende des 19. Jahrhunderts und erzählt die Geschichten verschiedener Helden, historische Figuren um die sich unzählige Mythen sammeln. Eben um dies in seinem eigenen Stil zu erzählen nimmt sich Diaz die Zeit. Es können Stunden vergehen bis ein Handslungsstrang nochmal in der Erzählung aufgenommen wird auch die wenigen Songs die im Film vorkommen, weil sie Teil der Handlung und sozusagen Live gespielt werden, wird keine Zeit gespart, die können mal 10 Minuten lang gehen.

Die große Frage bleibt aber (neben was er sich dabei gedacht hat) ob sich das ganze überhaupt lohnt. Darauf eine Antwort zu finden ist schwer genug, dazu kommt dass ich mir nicht sicher bin ob es möglicherweise beabsichtigt ist, dass man während der Vorführung immer wieder leicht einschläft, die eigenen Traumbilder mit der Tonspur des Filmes vermischt und bei der nächsten Szene wieder aufwacht, ohne das Gefühl etwas verpasst zu haben um kurz danach wieder einzuschlafen. Wenn es Absicht war, dann nehme ich diese interessante Erfahrung positiv auf. Letztendlich beinhaltet der Filmtitel das Wort Wiegenlied.
Trotzdem ging es nach 3 Stunden nicht mehr – es ist einfach zu lang und meiner Meinung nach etwas Prätentiös mit einer so übertriebenen Länge aufzufallen, die eigentlich auch eine Zumutung für Jury, Presse und Festivalbesucher ist, wenn sie sowieso mehrere Filme am Tag zu schauen haben.

Ich bin gespannt ob diese trotz aller bedenken doch interessante Erfahrung auch regulär in den deutschen Kinos startet. Mein Vorschlag wäre den Film als eine 8 Folgen lange Serie zu promoten, das wäre zeitgemäß.

Philippinen, Singapur 2016

Regie: Lav Diaz

Cast:
Piolo Pascual
John Lloyd Cruz
Hazel Orencio
Alessandra De Rossi
Joel Saracho
Susan Africa
Bernardo Bernardo
Cherie Gil
Angel Aquino
Sid Lucero
Ely Buendia
Ronnie Lazaro

Berlinale

Zurück zur Übersicht

Sag's weiter: