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Hail, Caesar! (oder Hail, Clooney!)

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Man könnte sagen, dass über den Eröffnungsfilm der Berlinale schon viel geschrieben und berichtet wurde, aber nein, es wurde über die Stars und vor allem über George Clooney gesprochen. Hier soll es mal mehr um den Film gehen.

Baird Whitlock (George Clooney)
© Universal Pictures
Baird Whitlock (George Clooney)

Die Berlinale ist eigentlich nicht groß dafür bekannt, dass sie mit großen Stars und Oscar-Feeling auf sich aufmerksam macht. In Berlin stehen meistens die Filme und die darin verarbeiteten Themen im Vordergrund. Trotzdem scheut man nicht Filme zu präsentieren, die den einen oder anderen Superstar nach Berlin mitbringen. Ein bisschen Glamour muss sein.

Wie schon vor zwei Jahren (damals mit Monument Man, aber das war schon immer nebensächlich), waren die ersten Tage der Berlinale fast vollständig dem Clooney-Fieber verfallen, was sich vor allem auf den Pressekonferenzen und damit auch in der Berichterstattung bemerkbar machte. Der Film wurde zur Nebensache und die meisten Fragen drehten sich dort auch dieses Jahr rund um George Clooney. Was soll man sagen? Sympathisch ist er ja, und es ist ja auch nicht seine Schuld, dass er allen anderen Stars, die neben ihn in der Pressekonferenz saßen fast vollständig in den Schatten stellte (außer Tilda Swinton, die trotz ihrer doch sehr kleinen Rolle sehr viel Aufmerksamkeit bekam. Ich nenn es mal den David-Bowie-Post-Mortem-Effekt,denn sie erinnert sehr an David Bowie, der in letzter Zeit auch die Feuilletons dominierte. Trotzdem großartige Schauspielerin!)

Aber bevor ich auch dem Clooney-Fieber oder anderen Starhypes verfalle, schreibe ich lieber über den Film Hail, Caesar! selbst weiter, denn nicht nur die Stars sind ein gutes Argument gewesen diesen Film der Coen-Brüder (selbst auch ein Argument) als Eröffnungsfilm zu nehmen, sondern auch das Thema, denn es ist ein Film über das Filmemachen.

Im Film geht es um ein fiktives Hollywood Studio in den 50er Jahren, den Glanzzeiten Hollywoods. Noch bin ich mir nicht sicher ob der Film eine Hommage oder eine Satire über Hollywood ist – vermutlich beides.
Die Handlung dreht sich hauptsächlich um die Figur des Managers Eddie Mannix, gespielt von Josh Brolin. Der streng katholische Workaholic ist immer da wo es Probleme gibt um sie zu lösen, und auch wo es keine Probleme gibt ist er da um zu sehen, dass auch alles weiter glatt läuft. Man begleitet ihn durch verschiedene Filmsets, die damit ein Einblick in die damaligen gängigen Genres erlauben. Da ist der Westernfilm, der Musical, der Film-Noire und das klassische, bürgerliche Drama. Er stellt die Verbindung zu den Geldgebern dar, hat ein offenes Ohr für frustrierte Regisseure (Ralph Fiennes) und kann genau die Stars erschaffen, die das Publikum so feiert. Eines davon ist die Musicaldarstellerin DeeAnna Moran (gespielt von Scarlett Johansson). In der Öffentlichkeit ein „Engel“ in der wirklichkeit eine eher vulgäre Diva, die nicht genau sagen kann von wem sie jetzt (unehelich) schwanger ist. Die charmante Lösung: sie gibt heimlich das Kind zur Adoption frei um es dann selbst zu adoptieren.

Das größte Problem was Eddie Mannix lösen muss ist die Entführung des eher unterbelichteten Stars Baird Whitlock (George Clooney), der die Hauptrolle im aktuellen Mammutprojekt von Capitol Studios spielt: Hail, Caesar! Der Film, dessen Geschichte über ein ungläubigen Römer, der zur Zeiten Jesu in Palästina stationiert ist und durch verschiedene Begegnungen mit Jesus gläubig wird, kann man als eine Parodie von damaligen Monumentalfilmen wie Das Gewand oder Ben Hur verstehen.

Während Eddie Mannix das Lösegeld für Baird Whitlock aufzutreiben versucht, wacht dieser in eine Strandvilla auf und wird von seinen Entführern so freundlich aufgenommen, dass er zuerst gar nicht merkt, dass er entführt worden ist. Stattdessen vertieft der immer noch in der Römerrüstung steckende Schauspieler sich in marxistischen Gesprächen mit seinen Entführern, eine Vereinigung von kommunistischen Drehbuchautoren. Eine wunderbare Parodie auf einen Streik der Drehbuchschreibern in Hollywood im Jahre 2007.

Hail, Ceasar! nimmt nicht nur ganz Hollywood von damals (und manchmal von heute) aufs Korn, sondern die 50er Jahre insgesamt: die Angst vor kommunistischen Ideen der McCarthy-Ära, die Macht der Waffenindustrie, die versuchen durch ein sehr großzügiges Angebot Eddie Mannix in ein „ehrliches, ernsthaftes Geschäft“ zu locken und auch die Skandalsüchtige Klatschpresse in Form der Zwillingsjournalistinnen Thora und Thessaly Thaker (gespielt von Tilda Swinton und Tilda Swinton) wird parodiert.

Auch wenn es kein typischer Berlinale Film ist, bietet „Hail, Ceasar!“ Filmfans jede Menge komische Anspielungen und Zitate und ist insgesamt sehr unterhaltsam. Vielleicht nicht der beste, aber durchaus ein humorvoller, typischer Coen-Film.

Berlinale Berlinale 2016

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