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Aircheck beim Selbstfahrertraining mit Olli Briesch

Verfasst von Victoria Przybyl am

Welche Elemente gibt es, um aus einem Song heraus in ein Thema zu gehen, egal ob Zwischenmoderation, Interview oder vorproduzierter Take? Gemeinsam mit Olli Briesch sammeln wir Begriffe aus der Radiowelt an der Tafel, die wir fast alle schon seit ner gefühlten Ewigkeit nutzen: O-Töne, Hook + Bett, oder auch Fade + Break + Rampen. Wir kennen manches davon zwar schon, aber benutzen wir unser Moderatoren-Handwerkszeug – das, womit man als ModeratorIn seine Sätze und Moderationen baut – eigentlich immer richtig?

(CC-0) Unsplash / pixabay.com

Wie sich gute und weniger gute Beispiele aus anderen Radiosendern anhören können, haben wir schon besprochen (aus Christina Perrys ‚Jar of Hearts‘ rauszugehen, über den vor sich hin plätschernden Gesang zu quatschen und auf The Cure zu teasen, ohne, dass dann ein Song der Band kommt, ist nicht so elegant…). Aber wie hören sich solche Übergänge eigentlich bei uns an? Der ausgiebige Aircheck unserer mitgebrachten Beiträge ergibt eine lange Liste an Tipps, die im Folgenden vorgestellt werden sollen.


Klareres Teasing: Beim Opener lieber nur auf ein oder maximal zwei Themen teasen, die in der kommenden halben Stunde geplant sind, und mehr mit O-Tönen oder Geräuschen arbeiten. Das macht den Einstieg in eine Sendestunde dynamischer und weckt beim Hörer Interesse. Man darf gerne auch mal ein Mystery-Teasing ausprobieren, bei dem man nicht direkt verrät, worum es im nächsten Beitrag wirklich geht, sondern den Hörer ein bisschen rätseln lässt. Und weil der typische Radiohörer oder die typische Radiohörerin normalerweise nicht die vollen zwei oder drei Stunden Sendung hören, ist es besser, im Opener nicht die Stunden zu zählen („Ihr hört den Frührausch/ die Filmspur/ Blickwechsel und die zweite Stunde ist angebrochen...“) und den HörerInnen auch nicht zu erklären, dass ihr immer noch am Mikro seid ;)

Zwischen einem Song und dem nächsten Take könnte man sich beim Teasing überlegen, was die Essenz des nächsten Beitrags ist, und mal versuchen, sich nur auf diesen einen Aspekt zu beziehen.


Bilder im Kopf erzeugen: Auch bei ZMs und Teasern macht es den HörerInnen mehr Spaß, wenn wir zusätzlich zu einer bildhaften Beschreibung mit Atmos, Tönen oder Klang arbeiten (wenn‘s zum Beispiel um den ‚Tag gegen den Lärm‘ geht, funktioniert es super, verschiedene Lärmgeräusche einzubauen und mit Vogelgezwitscher oder eine Waldatmosphäre abzuwechseln :)).


Schneller fertig werden: Egal ob bei ZMs, beim Opener oder beim Ramp-Talk vor dem nächsten Song, für die HörerInnen ist es manchmal angenehmer, wenn wir schneller ins Thema kommen und eine Ramp nicht totquatschen (auch wenn der Song euch theoretisch 30 Sekunden zum Rampen bietet, könnt ihr schon nach 16 Sekunden aufhören, wenn an der Stelle zum Beispiel neue Instrumente einsetzen, und müsst nicht weiterreden, bis der Gesang anfängt). Das Einzige, was nicht zu schnell gehen sollte: den Regler hochziehen. Wenn der Kanal, auf dem der Song läuft, zum Rampen ein bisschen runtergezogen ist, dann sollte der Übergang nicht durch zu schnelles hochziehen zu hart werden.


Direkte Formulierungen wählen: Um die HörerInnen abzuholen sind direkte Formulierungen besser als indirekte („Wenn ihr Bock habt, euch das Festival mal selbst anzuschauen, dann geht nach Ehrenfeld“ vs. „Wenn man sich das mal angucken möchte, hat man in Ehrenfeld die Gelegenheit dazu...“).


Floskeln vermeiden und stattdessen mehr Persönliches einbringen: Egal, ob wir unseren Interviewpartner fragen „Was kann man bei der Veranstaltung erwarten?“, wir berichten, dass irgendwer irgendwem „den Geldhahn zugedreht“ hat oder wir uns beim Freitags-Nachdurst freuen, dass wir die Woche fast geschafft haben und dann endlich Wochenende ist, manche Formulierungen sind so abgedroschen, dass eine Moderation schnell langweilig oder altbacken wirken kann. Spannender wird es für die HörerInnen, wenn man mal mit einer persönlichen Anekdote einsteigt oder etwas von sich preisgibt – wenn man über einen Optiker spricht, kann man verraten, ob man selbst eine Brille trägt (und wenn ja wie viele ;) ); wenn man zum nächsten Song eine persönliche Verbindung hat, kann man das auch ruhig erzählen (aber bitte ohne nen Egotrip zu fahren ;) )… im Interview kann man auch ruhig mal offen zugeben, wenn man keine Ahnung hat (nicht jeder muss sich super mit Denkschulen in der Ökonomie oder Tanzstilen im Hip Hop auskennen, weder wir noch unsere HörerInnen :) ). Und auch wenn wir von unseren lieben KollegInnen mal ZMs geschrieben bekommen, dürfen wir sie uns so umschreiben, dass es sich für uns natürlich anhört was wir da sagen (besonders wenn wir viel weniger Ahnung von der Musikrichtung haben als der Redakteur oder die Redakteurin, die den Text für uns geschrieben hat). Wenn wir‘s hinkriegen und/ oder die lieben KollegInnen aus der Musikredaktion uns dabei helfen, können wir auch mal ausprobieren, bei Musik-ZMs mit Hook + Instrumentalteil als Bett zu arbeiten, um die Moderation noch ein bisschen dynamischer zu gestalten.


Fazit: Es gibt viele Möglichkeiten, Moderationen noch dynamischer und abwechslungsreicher zu gestalten. Klareres Teasing mit direkter Höreransprache, aber ohne Floskeln. Gerne bildhaft, persönlich und mit O-Tönen, Geräuschen, einem Bett oder einer Klangfläche – das war vielleicht die Essenz unseres Airchecks mit Olli Briesch im Rahmen des Selbstfahrertrainings.

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