Kingdom of Frischkäse
Verfasst von Henrik Schütz amInnerhalb eines halben Jahres vom Off-Air Assistent zum Ausbilungsleiter. Innerhalb von jetzt auf gleich ins Radio. Das ist so wohl nur bei Kölncampus möglich. Absolut fest davon überzeugt, irgendwann zu Fernsehen oder Film zu gehen, habe ich heute meine Kamera gegen ein Mikrofon getauscht.
Radio zwingt dich Entscheidungen zu treffen. Radio
zwingt dich auch dazu kreativ zu werden. Aber Radio zwingt dich nicht zu
reden. Und da kommt dann die Off-Air Ausbildung bei Kölncampus ins
Spiel. Eine Ausbildung die sich an die richtet, die zwar Lust auf Radio
haben, aber lieber nicht vor dem Mikro. Aber abseits vom Sprechen
gibt es da auch noch so viel mehr. Radio ist nämlich vor allem eins: schreiben, schreiben und noch mehr schreiben. Alles was beim Zuhören so locker und eloquent klingt, haben sich Redakteure vorher genauestens überlegt und geskriptet.
Am Anfang kommt man um 7
Uhr morgens in einen kleinen, vollgestellten Radiosender. Jeder hat
hier seine Aufgabe, jeder hat einen Plan. Und wenn es nur das Sichern
eines Platzes auf dem Sofa ist. Nah genug an der Kaffeemaschine - eine
der wenigen die zu der Zeit schon zu 100% funktionieren und auch zu 100%
beansprucht werden. Jeder stellt sein Mitbringsel zum Frühstück auf den
kleinen Couchtisch der in der Mitte steht und vollgeklebt ist mit
Stickern, von Bands, Labeln, usw.. Aus dem Kühlschrank werden mehrere
Packungen Frischkäse neben den Brötchen, Tellern, Messern,
Käsepackungen, auf dem mittlerweile viel zu kleinen Tisch abgeladen. Ich
stell meinen Frischkäse heimlich daneben. Es ist der erste Tag hier,
ich will hier nicht negativ auffallen. Sonst denken die noch ich mag
Frischkäse. Mein Frischkäse wandert am Ende des Frühstücks ungeöffnet in
den Kühlschrank zu den anderen ungeöffneten Frischkäsepackungen.
Soll ich eigentlich irgendwas sagen? Klar,
ich kann mich ja vorstellen, "Hallo, ich bin Henrik der neue Off ..."
Joana: "Ja hi, Joana, ZM ist gut, aber kannst du für deine ZM noch einen
O-Ton schneiden?". "Klar, O-Ton! Mach ich!"
Zum Glück gibt es
Google. Und Google hilft einem dabei erstmal herauszufinden, was ein
O-Ton ist. Ich hätte auch meine Kollegen die On-Airler fragen können,
aber dafür war ich dann wohl noch zu schüchtern.
Generell war das
auch noch eine Zeit, bei Kölncampus, in der alles etwas anders lief.
Off-Airler hatten ihren eigenen versteckten Platz, ganz hinten im Sender.
Hinter zwei riesigen Bildschirmen, abgekapselt von den Anderen hat man hier seinen Blogpost geschrieben und durfte einmal pro Sendung ins Studio - aber
nur, um dem Moderator die Fremdwörter in seiner Moderation zu erklären.
Nur damit man die Fremdwörter dann doch lieber raustreicht und alles
eben ein bisschen radiotauglicher macht.
Das Thema
für deinen Artikel suchst du dir selber aus. Die Aufgabe ist, ein Thema
aus dem Frührausch in einem Blogpost verarbeiten, inklusive eigene
Meinung, inklusive Quellen, inklusive neuen Erkenntnissen. Viel
Selbstständigkeit also. Aber das ist wohl auch das Wichtigste, um hier
bei Kölncampus viel mitnehmen zu können. Selbstständigkeit. Und Ehrgeiz,
aber der hilft ja nicht ohne die eigene Selbstständigkeit.
Du kannst
hier nämlich so gut wie alles machen. Als Teil eines Hochschulradios hat
man all die Nachteile eines
Radiosenders und die Vorteile kein Profi sein zu müssen. Hier ist die
Safezone, in der jeder Fehler sofort verziehen wird. Ein Versprecher on-air ist nicht das Ende der Welt, beim nächsten Mal wirds besser. In
dieser Safezone gediehen und gedeihen so einige Talente. Das
Gewächshaus Kölncampus ist vielfältig und gibt dir das was du brauchst,
um dich zu entfalten.
Seit dem ich Zwischenmoderationen für den
Frührausch geschrieben habe ist so einiges passiert. Mittlerweile bin
ich dafür verantwortlich, dass die Off-Air Ausbildung reibungslos
funktioniert. Ich bin Ausbildungsleiter. Vor garnicht so langer Zeit hab
ich selber noch nicht so genau gewusst, wie man eine ZM eigentlich
schreibt. Mittlerweile bringe ich den neuen Off-Airler bei, worauf zu
achten ist.
Auch das ist eine Sache, die du bei Kölncampus tun kannst:
Verantwortung übernehmen. Von der Vorstellung, das hier ist nur ein
kleines Campusradio mit Piratensenderallüren, wird man sich sehr schnell
verabschieden müssen. Der Anspruch der Kölncampusler ist viel höher als das: Hier wird richtiges Radio gemacht. Die Musik und die Themen sind
vielleicht nicht immer das, was sonst in anderen Radios zur Zeit läuft.
Aber wenn wir ganz ehrlich sind, darauf sind wird auch stolz. Die
Klangfarbe KC auf der 100,0 ist so einzigartig, dass ich mittlerweile
ohne hinzusehen, bei jedem Radio sofort die 100,0 finde.
Wir
machen Radio, so wie wir das für richtig halten und vielleicht auch so,
wie wir uns Radio eben gerne wünschen würden. So ein Sender bietet
natürlich dann auch Raum für Innovationen.Kölncampus
entwickelt sich mit jedem neuen Mitglied weiter. Was als Studentenradio
angefangen hat, muss kein Radio bleiben. Ständig bieten sich neue
Möglichkeiten die genutzt werden wollen.
Wer weiß, vielleicht muss ich bald wieder öfter meine Kamera in die Hand nehmen.